Brüderkirche

Das älteste hochgotische Baudenkmal der Stadt bietet ein wunderbares Ambiente für Ausstellungen und Veranstaltungen.

Geschichte

Die Brüder des Ordens vom Berge Karmel waren vom Landgrafen 1263 nach Kassel berufen worden, um sich im Schutze und der Nähe seines Königshofes 1292 ein Kloster zu erbauen. Noch im selben Jahr begannen sie mit dem Bau der Kirche, der 1376 abgeschlossen war.

Die Bettelmönche bekennen ihre strenge Gesinnung auch in ihren Bauten, so ist die Absage an Luxus und Reichtum auch an der Brüderkirche deutlich zu erkennen. Als mit der Einführung der Reformation 1526 das Kloster aufgehoben wurde, diente das Gotteshaus als Pfarrkirche der Altstadt. 

Über dem ehemaligen Hauptportal befindet sich ein sehr schönes hochgotisches Sandsteinrelief, die Beweinung Christi, das um 1500 entstand. Von den anschließenden Gebäuden des Karmeliterklosters haben sich kaum mittelalterliche Reste erhalten. Nach der Reformation zog hier die Hofschule ein. Ihr berühmtester Schüler war Heinrich Schütz (1585 - 1672), der von 1612-1617 Organist der Kasseler Hofkapelle war.

Die Hofschule wurde dann als Ritterakademie weitergeführt. Von 1633 an bestand hier die Universität Kassel, bevor sie 1653 wieder in die Landesuniversität Marburg integriert wurde. Das Renaissanceportal am heutigen Eingang zum Alters- und Pflegeheim zeigt das Doppelwappen des Landgrafen Moritz und seiner zweiten Ehefrau Juliana Gräfin von Nassau; es trägt die Jahreszahl 1617. Den Trakt parallel zur Fulda hatte Landgraf Wilhelm IV. als sein Kanzleigebäude (Rentamt) im 16. Jahrhundert errichten lassen.

Für diesen gesamten Baukomplex ist die Bezeichnung Renthof geläufig, obwohl strenggenommen damit nur der von den Gebäuden umschlossene Platz bezeichnet ist.

Wechselnde Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Alte Brüderkirche in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt, Anfang der 70-er Jahre aber von der Gemeinde aufgegeben und nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Einige Hundert Meter weiter wurde zu diesem Zweck die Neue Brüderkirche errichtet.

In den 90-er Jahren entstand eine Stiftung mit dem Ziel, die Brüderkirche zu erhalten und neu mit Leben zu erfüllen. Heute wird für sie für wechselnde Ausstellungen sowie für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt. Der Kapitelsaal dient hingegen der griechisch-orthodoxen Gemeinde Kassels als Gottesdienstraum.

Etabliert hat sich seit 2004 insbesondere die Reihe "achtmal alte Brüderkirche". "Im Zusammenspiel von zeitgenössischer Musik, bildender Kunst und teils literarischen, teils auch traditionell  biblisch- liturgischen Texten entsteht etwas Neues, das originelle und spannende Begegnungen verspricht und spirituelle Kraft entwickelt", heißt es in einem Begleittext zu den Veranstaltungen.