Verlängert bis 14. März 2021
Im 16. Jahrhundert waren Stammbücher, die Vorläufer unserer Poesiealben" in Mode. Auf Reisen wurden kleinformatige Büchlein mitgenommen, um neue Bekanntschaften oder bedeutende Persönlichkeiten um einen Beitrag zur Erinnerung zu bitten.
Im Fokus dieser Sonderausstellung steht das Künstlerstammbuch des kunstinteressierten und wohlhabenden Wilhelm von Blackenhagen. Der Adelige war 1808 mit seiner Familie auf einer dreijährigen Bildungsreise, die ihn über Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande und die Schweiz bis nach Italien führte.
Wie Gottlieb Schick oder Christian Daniel Rauch stammen die meisten Künstler, die Blankenhagen um einen Beitrag für sein Stammbuch bat, aus dem unmittelbaren Umfeld Caroline von Humboldts. Die Bedeutung des Albums für die Forschung ist nicht zu unterschätzen. Ergänzt durch eine ausgezeichnete Quellenlage wie Briefe, Tagebuchaufzeichnungen oder Zeitungsberichte veranschaulicht es beispielhaft das Beziehungsgeflecht der Künstler des Humboldt-Kreises.
Blankenhagens Interesse für Kunst hat sich aber nicht nur in diesem Stammbuch niedergeschlagen. Wie Caroline von Humboldt ließ er seine Töchter durch Gottlieb Schick porträtieren. Als Subskribent unterstützte er das aufwendige Publikationsprojekt der Brüder Riepenhausen zur „Geschichte der Mahlerei in Italien“. Auf seine Initiative hin entwarf Thorvaldsen ein Denkmal für seine Vaterstadt Riga.
Das Album Wilhelm von Blankenhagens erweitert das zeichnerische Oeuvre sowie die Biographie bedeutender deutscher und russischer Künstler des 19. Jahrhunderts in Italien. Es erbrachte darüber hinaus neue Erkenntnisse zur bislang kaum erforschten Sammeltätigkeit der Deutsch-Balten und zur Gattung des Künstlerstammbuchs im frühen 19. Jahrhundert. Weiter bietet das Entstehungsjahr kunsthistorisches Potential, da sich 1810 durch die Ankunft der Lukasbrüder entscheidende künstlerische Veränderungen ankündigen