Oberbürgermeister Schoeller ernennt Kinder-Bürgermeisterin von Spielhausen

Es gibt ein Rathaus, eine Werkstatt, Läden und Firmen. Sogar eine eigene Währung gibt es in der „Ortschaft“ Spielhausen, der Kinderstadt des Ferienprogramms im Spielhaus Weidestraße.

Oberbürgermeister Sven Schoeller ernennt Melike zur Kinder-Bürgermeisterin von Spielhausen. Sie hatte sich bei der geheimen Spielhausen-Wahl gegen die anderen Kandidaten und Kandidatinnen durchsetzt.

Heute haben die rund 80 Kinder obendrein ihre eigene Bürgermeisterin gewählt, die vor Oberbürgermeister Sven Schoeller feierlichen den „Spielhausen-Amtseid“ ablegte. 
„Ich verspreche, dass ich eine gute Bürgermeisterin für Spielhausen sein will. Ich will gerecht sein, ich will zu allen fair sein, ich will Euch zuhören und wir überlegen gemeinsam, was das Beste für Spielhausen ist.“

Sichtlich aufgeregt spricht die neue Bürgermeisterin von Spielhausen Melike Oberbürgermeister Sven Schoeller den „Spielhausen-Amtseid“ nach. Für die weiteren Ferienspiele im Spielhaus Weidestraße wird die 10-jährige jetzt die Geschicke der Kinderstadt lenken. „Das ist schon eine große Aufgabe, liebe Amtskollegin, die jetzt vor Dir liegt. Ich wünsche Dir dafür viel Geduld, ein offenes Herz für die Belange Deiner Stadt und vor allem jede Menge Spaß“, so Oberbürgermeister Schoeller nach dem Amtseid.
Jedes Kind konnte sich Anfang der Woche als Kandidatin beziehungsweise Kandidat für das Amt aufstellen lassen. Es gab obendrein selbstgestaltete Wahlplakate, auf denen die Wünsche und Ideen der Kandidaten und Kandidatinnen für die Stadtgemeinschaft zu sehen waren. Die Mitarbeitenden im Spielhausen-Rathaus organisierten schließlich die heutige geheime Wahl. „Ich freu mich so! Und ich bin jetzt total aufgeregt“, so Spielhausen-Bürgermeisterin Melike nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses.
Höhepunkt der „Amtseinführung“ ist schließlich die Übergabe der „Spielhausen Ordenskette“ durch den Kasseler Oberbürgermeister. Ein besonderer Moment – nicht nur für die Kinder. „Meine eigene Amtseinführung ist ja gerade mal ein paar Wochen her. Auch ich konnte diesen Moment kaum erwarten“, erzählt Schoeller und zeigt den Kindern dabei ein Bild von sich und der Amtskette der Stadt Kassel.

Seit neun Jahren ist diese Zeremonie Bestandteil der Ferienspiele „Spielhausen“. Seit 2021 gibt es den „Amtseid Spielhausen“, den die damalige Kinder- und Jugenddezernentin Ulrike Gote eingeführt hatte. „Einige Kinder fragen schon Wochen vor dem Start von den Ferienspielen, ob es denn auch dieses Jahr wieder eine Wahl geben wird und machen sich ernsthafte, tolle und kreative Gedanken, was sie als Bürgermeisterin oder Bürgermeister beitragen würden“, erläutern Britta Keil und Jens Wende, die pädagogischen Fachkräfte vom Spielhaus Weidestraße.

Kinderstadt hat Tradition in Kassel
Eine eigene Stadt erleben und erlernen! So heißt es seit 2014 jedes Jahr in den Sommerferien im Spielhaus Weidestraße der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Kassel. „Hier entwickeln und erleben Kinder des Stadtteils Philippinenhof/Warteberg und angrenzender Stadtteile eine Woche lang ihre eigene Kinderstadt. Sie übernehmen spielerisch Verantwortung, helfen freiwillig bei Projekten mit und setzen sich mit Problemen auseinander. Später werden sie auf diese Erfahrungen zurückgreifen können, wenn es vielleicht im realen Alltag um soziales Engagement oder aber um Problemlösung geht“, ist Oberbürgermeister Schoeller überzeugt.

„Spielhausen war anfangs ein Gedankenexperiment der Spielhaus-Kinder“, erinnert sich Britta Keil. „Im offenen Bereich des Spielhauses wurde schon immer viel Wert auf freies Spiel gesetzt. An einem Tag sagte plötzlich eines der Kinder ‚Wir wären dann jetzt wohl der Supermarkt, ihr die Bank und Jens und Britta sind die Bürgermeister‘.  Aus diesem freien Spielmoment der Kinder entwickelte sich die erste Spielhausen-Testwoche in den Sommerferien - einer Stadt, die ausschließlich von Kindern gestaltet und gelebt werden sollte. Wir möchten dabei nämlich möglichst nicht aus den Augen verlieren, wie Kinder eine eigene Stadt leben, ja gestalten würden. Deswegen gibt es auch keine festen Vorgaben, was es in Spielhausen geben muss. Die Kinder denken sich das aus und wir helfen bei der Umsetzung.“

Oberbürgermeister Sven Schoeller beim Rundgang durch Spielhausen. Erste Station: Die Anmeldung. Hier müssen sich alle Erwachsenen in der Verwaltung Spielhausen melden, wenn sie die Kinderstadt betreten wollen.

An einem Tag Bankerin, am anderen Tag Barkeeperin
Morgens steht traditionell eine lange Schlange wartender Kinder schon vor Beginn des Programmes am „Arbeitsamt“ in Spielhausen an, um einen der begehrten Berufe wie etwa Mitarbeitende im Arbeitsamt, in der stadteigenen Bank, im Beautysalon, im Verlagshaus oder in der Saftbar für den jeweiligen Tag zu bekommen.

Spielhausen ist eine Stadt mit ganz eigenen Regeln und Gesetzen. Es gibt eine eigene Währung, den Spielhausentaler. Jedes Kind erhält für die tägliche „Arbeit“ einen gewissen „Lohn“. In den „Arbeitspausen“ leben die Kinder in Spielhausen und nutzen dort ihre Spielhausentaler: Sie gehen zum Friseur, genießen im Snoezelen-Zelt eine Rückenmassage, testen beim 1. FC Spielhausen eine neue Sportart oder kaufen im Supermarkt, was etwa die „Schneiderinnung Spielhausen“ hergestellt hat. „Es ist wirklich bemerkenswert, was die Kinder hier alles schaffen und wie kreativ sie sind“, so Oberbürgermeister Schoeller bei seinem Rundgang beeindruckt.

Ganz ohne Erwachsene geht es nicht
So wie die Kinder dem großen Spektakel entgegenfiebern, so bereitet sich auch das Team des „Ältestenrat von Spielhausen“ schon Monate vorher in vielen Vorbereitungstreffen auf die Kinderstadt vor. „Spielhausen ist mittlerweile eine gut funktionierende Kooperation aus unterschiedlichen Akteuren. Neben dem Spielhaus Weidestraße der Kinder- und Jugendförderung und dem Hort Philippinenhof der Stadt Kassel, der Well Beeing Stiftung, dem Aktivspielplatz Quellhofstraße sowie vielen wundervollen ehrenamtlichen Eltern, Freunden und ehemaligen Spielhauskindern helfen vor allem auch die Förderungen durch den TalentCampus der VHS Region Kassel im Rahmen von ‚Kultur macht stark‘. Für dieses Einsatz, der bei allen wirklich von Herzen kommt, möchte ich mich ganz herzlich bedanken“, so Kinder- und Jugenddezernentin Nicole Maisch.

Mehr zu den verschiedenen Ferienprogrammen der Stadt Kassel auf   www.kassel.de/ferienangebote-sommer (Öffnet in einem neuen Tab).

Hintergrund:
Waren es anfangs Jens Wende und Britta Keil, die 2014 mit rund 25 Kindern in das Abenteuer „Spielhausen“ starteten, sind die Einwohnerzahlen in diesem Jahr auf über 80 Kinder und etwa Anzahl der Helfenden auf 26 Erwachsene gestiegen.