Stadt kauft documenta-Kunstwerk: „Public Daycare“ wieder da

Die Stadt Kassel hat das Kunstwerk „Public Daycare / Eltern und Kleinkinder Krippe“ der Künstlerin Graziela Kunsch, das auf der documenta 15 im Fridericianum für große Begeisterung sorgte, angekauft. Eine Spendenaktion hat den Ankauf ermöglicht.

Das Kunstwerk wird nun, zunächst temporär, in der Wolfsschlucht 18A zu sehen und zu erleben sein. Es ist dort Teil eines neuen innerstädtischen Begegnungs-, Spiel- und Lernortes für Kinder und Jugendliche von 0 bis 12 Jahren, der durch den Gewächshaus e.V. initiiert wurde.

Oberbürgermeister Sven Schoeller betont: „Ich danke allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die mit ihrem finanziellen Beitrag Anteil daran haben, dass das documenta-Kunstwerk für Kassel erhalten bleibt. Der Ankauf und die öffentliche Zugänglichmachung der ‚Public Daycare‘ sind weitere wichtige Bausteine im Zuge unserer Bestrebungen, den Geist der documenta auch zwischen den Ausstellungen in unserer Stadt spürbar zu halten. Zugleich stellt das Kunstwerk eine wunderbare und pädagogisch qualitätvolle Erweiterung des kreativen Angebots für unsere kleinsten Mitbürgerinnen und Mitbürger dar.“

Ankauf des documenta-Kunstwerks „Public Daycare": (v.li.) Oberbürgermeister Sven Schoeller, Elke Avenarius, Projektpartnerin der Künstlerin Graziela Kunsch, Sarah Metz vom Gewächshaus e.V., Marianne Heuer von der Elterninitiative zum Erhalt von „Public Daycare“, Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGbmH,

Ankauf des Kunstwerks durch die Stadt Kassel

Während der documenta 15 war das Kunstwerk „Public Daycare / Eltern und Kleinkinder Krippe“ der brasilianischen Künstlerin Graziela Kunsch Teil der „Fridskul“ (Fridericianum als Schule) und gestaltete im Erdgeschoss des Museums Fridericianum einen Raum des Voneinanderlernens und Begegnens. Die „Eltern und Kleinkinder Krippe“ für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren und ihre Betreuenden, die vom pädagogischen Ansatz der im 20. Jahrhundert tätigen ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler inspiriert ist, erfreute sich dabei einer solch großen Beliebtheit, dass die Stadt Kassel gemeinsam mit der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie der Künstlerin eine Spendenaktion ins Leben gerufen hat, an der sich Privatspenderinnen und -spender ebenso beteiligt haben, wie Stiftungen und Firmen. Neben den Privatspenden hat zum erfolgreichen Ankauf maßgeblich die Unterstützung der cdw-Stiftung, der Kasseler Sparkasse, der Wintershall Dea AG, der Volksbank Kassel Göttingen sowie der Gerhard-Fieseler-Stiftung beigetragen. Die Gesamtsumme für den Ankauf inklusive aller sonstigen Leistungen und Nebenkosten beläuft sich auf rund 80.000 Euro.

Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGbmH, stellt weiterführend heraus: „Graziela Kunschs Kunstwerk ‚Public Daycare‘ entwickelte sich schnell zu einem der Lieblingsorte der Besucherinnen und Besucher der documenta 15. Es freut mich daher ganz besonders, dass das Kunstwerk dank des Engagements Vieler für Kassel gesichert werden konnte. Und ich glaube an das besondere Potenzial dieses Kunstwerks als ein ganz eigener Kulturraum, als niedrigschwellige Kooperationsfläche und als ein unmittelbarer Vernetzungsort, als Leuchtturmprojekt, um die belebte Kunst neu zu denken. “

Temporäre Unterbringung der „Public Daycare“ in der Wolfsschlucht 18A

Die „Public Daycare“ erhält nun zeitnah in der Wolfsschlucht 18A ein temporäres Zuhause. Dort gestaltet der Gewächshaus e.V. gerade einen neuen innerstädtischen Begegnungs-, Spiel- und Lernort für Kinder und Jugendliche von 0 bis 12 Jahren und ihre Eltern bzw. Begleitpersonen, der auch den Titel „Gewächshaus“ tragen wird. Die „Eltern und Kleinkinder Krippe“ wird in diesen in Kooperation mit der Stadt Kassel als Eigentümerin integriert und speist das Angebot für die kleinsten Nutzerinnen und Nutzer. Die Stadt Kassel unterstützt den Betrieb des Kunstwerks jährlich mit 15.000 Euro. Die Künstlerin Graziela Kunsch, die sich gemeinsam mit der künstlerisch mitwirkenden Kasslerin Elke Avenarius für die architektonische Anpassung des Kunstwerks an die neuen Räume verantwortlich zeichnet, stellt heraus: „Auch in den neuen Räumlichkeiten geht es darum, mit der ‚Public Daycare‘ einen Ort zu schaffen, indem nicht das Lehren der Babys und Kleinkinder durch ihre Eltern im Vordergrund steht. Vielmehr geht es darum, Erwachsenen zu ermöglichen, von Babys zu lernen und ihre Autonomie zu fördern. Das Beobachten der freien Spielaktionen hilft Erwachsenen, ihre Kinder besser zu verstehen und in der Folge ihre natürliche Entwicklung unterstützen zu können.“

Das Gewächshaus ist ein nichtkommerzieller Raum, der speziell für Familien mit Kindern konzipiert ist und Angebote für Heranwachsende unterschiedlicher Altersstufen bereithält. Sarah Metz vom Gewächshaus e.V. erläutert hierzu: „Es geht uns darum, mit dem Gewächshaus einen kostenlosen und barrierefreien Ort zu schaffen, der das Spielen, die Kreativität und die Integration fördert und der möglichst viele Menschen anspricht. Familien sind herzlich dazu eingeladen, den Raum und dessen Angebot selbstbestimmt zu nutzen, sich dort zu verabreden oder mit ihren Kindern an den angebotenen Workshops teilzuhaben. Das Gewächshaus deckt damit den dringenden Bedarf eines Anlaufortes für Kinder und ihre Betreuenden in der Kasseler Innenstadt.“ 

Das Gewächshaus wird derzeit eingerichtet und am 16. Juli 2024 erstmals seine Türen öffnen. Der neue Ort steht dann allen Interessierten immer dienstags bis samstags von 13 Uhr bis 18 Uhr zur Verfügung. Das Gewächshaus soll zunächst bis zum 31. Mai 2025 erprobt werden.

Hintergrund: „Public Daycare / Eltern und Kleinkinder Krippe“ – ein Kunstwerk der documenta 15

Während der documenta 15 (2022) wurde das Fridericianum zur Fridskul (Fridericianum als Schule) umgewandelt. Das Erdgeschoss des Gebäudes war während der 100-tägigen Ausstellung ein dynamischer Raum mit dem Schwerpunkt auf Austausch von Wissen, Geschichten und Erfahrungen und als entsprechender Begegnungs- und Gemeinschaftsort konzipiert. Es beherbergte die Projekte Gudskul, ruruKids, Common Library sowie die „Public Daycare/ Eltern und Kleinkinder Krippe“ von Graziela Kunsch. Das Projekt „Public Daycare“ bestand darin, einen 200 Quadratmeter großen Raum innerhalb des Fridericianums in einen kostenlosen Ort für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren und ihre Betreuenden zu verwandeln. Inspiriert vom pädagogischen Ansatz der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler (1902-1984) erzählte Graziela Kunsch von den Erkenntnissen zur freien Bewegungsentwicklung und dem achtsamen Umgang mit Kleinkindern, die damit ein respektvolles Miteinander von Anfang an erfahren können. Durch den mit der Kasseler Projektpartnerin Elke Avenarius besonders gestalteten Krippenbereich wurde dies für Besucherinnen und Besucher zugleich erfahrbar. Die physischen Bestandteile des Kunstwerks wurden nach der documenta 15 eingelagert. Bereits während der Ausstellungslaufzeit der documenta 15 formierte sich ein engagierter Unterstützerkreis, der sich für den langfristigen Verbleib des Kunstwerks „Public Daycare“ in Kassel einsetzte und sich aktiv in die Überlegungen zu Ankauf, Betrieb und Unterbringung einbrachte. Mit dem erfolgreichen Ankauf der „Public Daycare“ durch die Stadt Kassel wird das Kunstwerk nun in der Wolfsschlucht 18A wieder zugänglich gemacht.   

Hintere Reihe (v.li.) Nina Klein (Wintershall Dea), Moritz Micalef (cdw-Stiftung), Kay Rohde (Gerhard-Fieseler-Stiftung), Hans-Christian Reuß (Volksbank Kassel Göttingen), Ingo Beinhauer (Kasseler Sparkasse) vord. Reihe (v.li.): Marianne Heuer (Elterninitiative zum Erhalt von „Public Daycare“), Oberbürgermeister Sven Schoeller, Elke Avenarius (Projektpartnerin der Künstlerin Graziela Kunsch), Sarah Metz (Gewächshaus e.V.), Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGbmH,