Beratung für Kinder und Jugendliche in der Innenstadt

Bei Konflikten in der Schule oder Familie sowie bei Sorgen um die seelische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine zugewandte und kompetente Begleitung unabdingbar. Genau dafür gibt es den Kinder- und Jungendpsychiatrische Dienst (KJPD) des Gesundheitsamtes Region Kassel.

Kinder- und Jugendspsychatrischer Dienst

„Während die flächendeckende sozialpsychiatrische Versorgung von Erwachsenen deutschlandweit gesetzlich geregelt und weitestgehend umgesetzt wird, steht demgegenüber eine große Versorgungslücke bei Kindern und Jugendlichen. Und das, obwohl doch allein in unserer Region über 73.000 Minderjährige leben“, so Bürgermeisterin Nicole Maisch und Landrat Andreas Siebert. Zwar seien in der Region bereits eine Vielzahl regionaler Beratungs- und Hilfsangebote für Minderjährige etabliert, jedoch existiert analog zum sozialpsychiatrischen Dienst durch das Gesundheitsamt bislang keine kinder- und jugendpsychiatrische Struktur, so Maisch und Siebert. „Das ändern wir jetzt! Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst soll zum einen Brücken bauen und Vermittler sein zu den bestehenden Angeboten. Aber er soll ebenso niedrigschwellige, zeitnahe und aufsuchende Beratungen anbieten. So hoffen wir, auch die Anzahl der psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter langfristig senken zu können. Denn viele dieser Erkrankungen haben ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter.“

„Das Angebot versteht sich von Anfang an als Zusatz. Die bestehenden Angebote und Tätigkeitsfelder der Jugendhilfe sowie die Diagnostik und Behandlung der Versorgungshäuser und niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen bleiben von diesem Angebot unberührt“, erläutert Britta Röper, Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel.

Sebastian Overlack, Leiter des Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienstes. 

„Viele belastete Familien erscheinen im Hinblick auf Hilfen überfordert oder zögernd, der Zeitpunkt sich Hilfe oder Rat zu suchen, ist oftmals mit viel Leid in den Familien verbunden. Oft schämen sich die Betroffenen oder haben Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Mitarbeitenden des neu eingerichteten Dienstes wollen daher bei Sorgen, seelischen Belastungen und Krisen ein offenes Ohr bieten und beratend tätig werden. Die Eltern oder Verwandten können sich informieren, wenn ihre Kinder und Jugendlichen psychische Erkrankungen haben oder der Eindruck entsteht, dass psychische Erkrankungen vorliegen könnten“, erklärt Sebastian Overlack, Leiter des Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienstes. 

Von Eingliederungshilfen bis Suizidprävention

Die Mitarbeitenden unterstützen etwa in Gesprächen dabei, Probleme zu erkennen und zu verstehen sowie Lösungswege zu finden. So können bei Themen wie zum Beispiel Schulproblemen, familiären Krisen, Fragen der Unterbringung bei Selbst- und Fremdgefährdung, Fragen der Eingliederungshilfe, Suizidprävention, Suchtentwicklungen (auch bei Medienkonsum), traumatischen Ereignissen wie etwa Todesfällen oder Fluchttraumatisierungen, Geschlechtsdysphorie, Screening psychischer Erkrankungen und Frühinterventionen, „Systemsprengern/ Systemverbindern“ und Jugendlichen im Übergang zum Erwachsenenalter Beratungen angeboten werden. „Dabei geht es oft auch darum, Handlungsmöglichkeiten aufzubauen oder zurückzugewinnen, wenn etwa ein Kind beginnt, die Schule zu vermeiden. Das wirft Fragen nach dem Warum auf und danach, was mögliche Lösungen dafür sein können. Oftmals geraten dann Ressourcen und Ausnahmen vom bestehenden Problem in den Hintergrund der familiären Wahrnehmung“, erklärt Sebastian Overlack die Arbeit seines Teams. „Wir versuchen dann gemeinsam, weiterführende Hilfen zu organisieren und begleiten die Familien und Minderjährigen dabei, die Hilfen umzusetzen.“

Hilfe auch für Schulen und Kindergärten

Neben Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien beraten die Mitarbeitenden des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes auch Schulen, Kindergärten oder Organisationen, die rund um den Bereich kinder- und jugendpsychiatrischer und psychotherapeutische Gesundheit Fragen haben. „Die meisten Symptome treten im sozialen Alltag der jungen Menschen auf, also in den Betreuungseinrichtungen, der Schule oder bei der Interaktion mit Gleichaltrigen. Oft sind die Mitarbeitenden in diesen Einrichtungen gute Beobachter und können mit ihrer Arbeit viel zur Gesundheit der Betroffenen beitragen“, so Overlack. „Zudem werden sich die Mitarbeitenden mit den ambulanten und stationären Hilfssystemen vernetzen, um so die Qualität der bestehenden Versorgung zu verbessern.“

"Kinder, Jugendliche, Eltern und die Mitarbeitenden der Einrichtungen können sich sicher sein, dass sie bei diesem Team immer ein offenes Ohr finden."

Bürgermeisterin Nicole Maisch

„Wichtig ist auch, dass die Beratungen kostenlos sind. Sie unterliegen zudem der Schweigepflicht. Und auf Wunsch können die Gespräche auch anonym geführt werden. Kinder, Jugendliche, Eltern und die Mitarbeitenden der Einrichtungen können sich sicher sein, dass sie beim Team des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes immer ein offenes Ohr finden. Auch wenn geglaubt wird, dass Problem sei banal oder zu klein – wenn es das Kind oder die Eltern beschäftigt, ist es wichtig und dann können die Mitarbeitenden dort helfen. Sie können auf Wunsch auch Online-Beratungen durchführen oder zu den Hilfesuchenden nach Hause kommen. Oft lässt es sich in einer gewohnten Umgebung besser reden“, so Maisch. „Die Beratung ersetzt jedoch keine Kinder- und Jugendpsychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Wir können aber helfen, dorthin zu vermitteln“, ergänzt Overlack. 

Psychische Gesundheit verschlechtert sich

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten laut vieler verschiedener Studien deutlich verschlechtert. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation für die Minderjährigen erneut verschärft. „Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland hat etwa durch eine Studie herausgefunden, dass es von 2019 – 2021 einen Anstieg depressiver Störungen um 27 Prozent bei Kindern und Jugendlichen gab. Anorexien wurden sogar 74 Prozent häufiger diagnostiziert“, berichtet Overlack. „Auch die zunehmende Abhängigkeit von Medien, die geringe sportliche Betätigung sowie die ‚altbekannten‘ Faktoren wie etwa Belastung der Familien durch Einsamkeit, Krankheit, Armut oder Arbeitsverlust stellen uns gesellschaftlich vor maßgebliche Herausforderungen. Denen können wir nur in Zusammenarbeit aller beteiligter Institutionen beikommen.“ 

Hier gibt es die Hilfe

Die Räumlichkeiten des Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienstes befinden sich derzeit in der Oberen Karlsstraße 15, geplant ist ein Umzug des KJPD in die Räumlichkeiten der alten Hauptpost im Herbst. Hilfesuchende können sich per Mail ( kjpdkasselde) oder telefonisch unter 787-5909 an die Mitarbeitenden wenden. Auf beiden Wegen kann dann ein Beratungstermin vereinbart werden. 

Erläuterungen und Hinweise

Glossar

Eingliederungs-Hilfe (Eingliederungshilfe)

Eingliederungs-Hilfe (Eingliederungshilfe)

Das ist Hilfe für Menschen mit Behinderungen.
Und für Menschen, die von einer Behinderung bedroht sind.
Zum Beispiel:
Wenn man wegen einer Krankheit eine Behinderung bekommt.

Diese Hilfe soll das Leben mit einer Behinderung leichter machen.
Und sie soll mehr Teilhabe möglich machen.
Damit Menschen mit Behinderungen alles mit-machen können.

Bildnachweise

  • Stadt Kassel; Foto: Andreas Weber
  • Stadt Kassel; Foto: Andreas Weber