In einer Pressekonferenz stellten die Vorsitzende des Gutachterausschusses Sandra Rus, der stellvertretende Vorsitzende Dr. Hans-Jürgen Kampe gemeinsam mit Stadtklimarätin Simone Fedderke die wichtigsten Entwicklungen auf dem Kasseler Immobilienmarkt im Jahr 2023 und den vorausgegangenen fünf Jahren vor.
„Der Immobilienmarkt zeigte sich im letzten Jahr trotz der Tendenz von rückläufigen Immobilientransaktionen in 2022 überraschend stabil“, erläuterte die Vorsitzende des Gutachterausschusses, Sandra Rus. „Die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte von 2022 - Erhöhung von Baukreditzinsen, stark steigende Baukosten, inflationäre Entwicklung und Ukraine-Krieg - führten zunächst zu einer Verunsicherung von Investoren und privaten Marktteilnehmern. Das führte zunächst zu niedrigeren Kauftransaktionen in der zweiten Hälfte 2022. Diese Entwicklung wurde in 2023 nicht fortgeführt. Die Immobilientransaktionen stiegen wieder leicht, so dass der Rückgang aus der zweiten Hälfte des Jahres 2022 wieder ausgeglichen wurde und insgesamt in 2023 wieder stabilere Transaktionszahlen erreicht wurden.“
Anders zeigt es sich bei den Preisen der gehandelten Objekte. Im Untersuchungszeitraum 2023 wurde bei insgesamt 1.430 Kaufverträgen ein Geldvolumen von 434 Millionen Euro bewegt. Der Geldumsatz lag ein Jahr zuvor bei 662 Millionen Euro mit insgesamt 1.407 Käufen. Insofern ist die Anzahl der Käufe im Vergleich zum Vorjahr weitgehend konstant, der Geldumsatz hingegen erfährt einen Rückgang um etwa 34 Prozent.
Die Preise für freistehenden Einfamilienhäuser sind in 2023 um 9 Prozent gefallen. Ein freistehendes Einfamilienhaus kostete 2023 im Durchschnitt etwa 388.200 Euro, 2022 lag dieser Wert bei 426.500 Euro. Erstmalig im Beobachtungszeitraum von fünf Jahren sind die Kaufpreise in diesem Segment fallend.
Bei Zweifamilienhäusern wurden im Vergleich zum Vorjahr im Untersuchungszeitraum 2023 wieder weniger Kauffälle registriert. Sie sind im Durchschnitt um 16,7 Prozent gefallen.
Den größten Rückgang der Preise erfahren die Teilmärkte der Reihenmittelhäuser mit 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und Mehrfamilienhäuser mit 26 Prozent. Eine Preissteigerung erfahren hingegen Doppelhaushälften und Reihenendhäuser mit moderaten 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Wohnungseigentumsmarkt ist in Bezug auf die Anzahl der Verkäufe nach wie vor der größte Teilmarkt im Kasseler Stadtgebiet. Hierauf entfallen etwa 63 Prozent der auf dem Kasseler Immobilienmarkt gehandelten Kaufobjekte. Bei der Anzahl der Wohnungseigentumsankäufe in 2023 ist ebenso eine Steigerung von etwa 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Der Geldumsatz weist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von über 62 Prozent aus. Der Quadratmeterpreis für eine neu errichtete Eigentumswohnung liegt etwa 20,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei Wiederverkäufen von Wohnungseigentum in Bestandsobjekten hingegen ist ein Preisrückgang von 10,6 Prozent zu verzeichnen.
Insgesamt sind die Veränderungen in den jeweiligen Teilmärkten unterschiedlich. Bei den bebauten Grundstücken ist allgemein ein unterschiedlich ausgeprägter Rückgang der Preise zu beobachten, außer bei Doppelhaushälften und Reihenendhäusern. Der Teilmarkt Wohnungseigentum hingegen erfährt bei den Immobilientransaktionen sowie bei den Kaufpreisen im Ersterwerb (Neubau) eine außergewöhnliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Es werden Eigentumswohnungen im Neubausektor zu tendenziell steigenden Preisen gehandelt, nicht jedoch bei Wiederverkäufen von Wohnungen im Bestand. Hier sind die Preise fallend.
Durch Zinsentwicklung, Baupreisentwicklung und die energetischen Auflagen bleiben zwar Unsicherheiten beim Immobilienerwerb, aber die Zurückhaltung von Investoren und privaten Marktteilnehmern ist nicht so stark wie in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 gegeben. Geplante Neubauten werden wieder umgesetzt. Die Nachfragesituation insbesondere bei Neubauten von Eigentumswohnungen mit einem Zuwachs von 36 auf 79 Verkäufe ist gestiegen.
„Der Immobilienmarktbericht ist ein wichtiges Instrument für die Personen, die eine Immobilie erwerben oder veräußern möchten,“ stellt Stadtklimarätin Simone Fedderke fest. „Die durch die statistischen Auswertungen erzeugte Transparenz des Marktgeschehens bietet einen guten Überblick und leistet Hilfestellung bei der persönlichen Entscheidungsfindung.“
Der Immobilienmarktbericht 2023 sowie die Berichte der letzten zehn Jahre sind gebührenfrei im Stadtportal der Stadt Kassel einzusehen. Ein gebundener Farbdruck ist weiterhin gebührenpflichtig über die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses zu erwerben.
Hintergrund:
Grundlage des Immobilienmarktberichtes 2024 sind alle beurkundeten Grundstückstransaktionen im Stadtgebiet von Kassel. Diese werden nach gesetzlichen Vorgaben durch die beurkundenden Notare bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für den Bereich der Stadt Kassel eingereicht. Der Fokus der Auswertung liegt auf dem Jahr 2023 im Kontext zu den vorausgegangenen Jahren. Somit können Trends und Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt Kassel dargestellt werden.
Der gesetzliche Auftrag hat zum Ziel, neutrale und regional differenzierte Informationen zum Immobilienmarkt transparent zu machen. Die Daten und Fakten werden von der Immobilien- und Wohnungswirtschaft, der Politik sowie Bürgerinnen und Bürgern benötigt, um Entscheidungen über mögliche Investitionen, Bewertung, Vermarktung oder Beleihung treffen zu können.
Der Immobilienmarktbericht kostet als Farbdruck 35 Euro. Die digitale Ausgabe ist gebührenfrei online erhältlich unter
https://www.kassel.de/service/produkte/kassel/Vermessung-und-Geoinformation/immobilienmarktbericht.php
Während der Öffnungszeiten wird der Immobilienmarktbericht in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses, Sickingenstraße 7, Zimmer 303, zusätzlich im Kundenzentrum Geodaten, Zimmer 214, verkauft (Kontakt Tel. 0561/787- 7002).
Verkauf per Internet im Kartenshop unter https://www.kassel.de/service/produkte/kassel/Vermessung-und-Geoinformation/kartenshop.php
