Ähnlich wie das Land Hessen unter Ministerpräsident Georg August Zinn (1950-1969) zu einem roten Bollwerk in der CDU-regierten Bundesrepublik wurde, entwickelte sich Kassel unter Führung der SPD ab 1956 mit absoluter Mehrheit zu einer roten Bastion, die lokal und gesamtpolitisch gesehen bemerkenswerte Entwicklungen durchlief. Unter den sozial-demokratischen Oberbürgermeistern Willi Seidel (1945-1954) und Lauritz Lauritzen (1954-1963) setzte die Stadt Kassel besondere Akzente über die Bundesgartenschau und documenta hinaus. Vor dem Hintergrund der „Wirtschaftswunderzeit“ bettet der Vortrag von Professor Dr. Walter Mühlhausen die Besonderheiten Kassels in die landes- und bundespolitische Entwicklung ein, etwa jener im Umgang mit der Frage einer möglichen Wiederbewaffnung Deutschlands nach 1945.
Zur Person
Professor Dr. Walter Mühlhausen: Promotion an der Universität Kassel; Lehre als apl. Professor an der Technischen Universität Darmstadt, wo 2006 die Habilitation erfolgte. Er gehört unter anderem der beim Hessischen Landtag angesiedelten „Kommission für Politische und Parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“ sowie einer Vielzahl weiterer landesgeschichtlicher Kommissionen in Hessen an. Zahlreiche Publikationen zur hessischen Geschichte; zuletzt erschien 2023 „Hessen im 20. Jahrhundert“ beim Verlag Waldemar Kramer in Wiesbaden.