Rahmen für documenta-Institut abgesteckt

Mit dem documenta-Institut wird für Kassel derzeit eines der wohl wichtigsten kulturpolitischen Projekte der letzten Jahrzehnte entwickelt.

Über den aktuellen Stand der Planungen informieren Stadtbaurat Christof Nolda und Kulturdezernentin Susanne Völker auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung am Freitag, 15. November 2019, um 18 Uhr im Konzertsaal der Musikakademie Louis Spohr, Karlsplatz 7.

Mit dem documenta-Institut wird für Kassel derzeit eines der wohl wichtigsten kulturpolitischen Projekte der letzten Jahrzehnte entwickelt. Im engen Schulterschluss zwischen der Stadt Kassel, dem Land Hessen, der Universität Kassel und der documenta Fridericianum gGmbH wurden hierzu die konzeptionellen und organisatorischen Planungen in den letzten Monaten intensiv vorangetrieben. Für den zukünftigen Standort des Gebäudes hat der Magistrat einen Vorschlag unterbreitet, der sowohl der stadtentwicklungspolitischen als auch kulturellen Bedeutung sowie der internationalen Ausstrahlung des projektierten Instituts Rechnung trägt.

Hintergrund: Land, Stadt, Uni und documenta gGmbH kooperieren

Das Land Hessen und die Stadt Kassel sowie die beteiligte documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit dem documenta-Archiv und die Universität Kassel mit der Kunsthochschule haben den Rahmen für das geplante documenta- Institut festgelegt. Das gaben Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn, der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle, Professor Dr. Reiner Finkeldey, Präsident der Universität Kassel, und die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, heute bekannt.

Ziel ist es, ein Forschungsinstitut zu etablieren, das die Anforderungen an die spätere Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft erfüllt. Im kommenden Jahr soll zunächst eine kommissarische wissenschaftliche Leitung eingesetzt, parallel dazu die wissenschaftliche Leitung in einer gemeinsamen Berufung mit der Universität Kassel ausgeschrieben werden. Zunächst wird das Institut unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH gegründet, mittelfristig als eigenständige Einrichtung fortgeführt.

Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn erläutert: „Kassel ist mit der documenta ein weltweit bekannter Standort für exzellente zeitgenössische Kunst. Wir wollen nun gemeinsam die exzellente Wissenschaft dazu stärken und ein außeruniversitäres Forschungsinstitut aufbauen, das einen starken Akzent auch auf die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse legt. Die documenta begeistert alle, die sich für Kunst interessieren. Wir wollen die Chance nutzen, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung und auch die Vermittlung an einem Ort zu bündeln. Dies ist nur durch das große Engagement der Beteiligten möglich, denen ich für die bisherige Arbeit und die konstruktiven Gespräche danken möchte.“

Christian Geselle, Kasseler Oberbürgermeister: „Mit dem Institut wollen wir die documenta auch in den Jahren zwischen den Ausstellungen für alle erfahrbar machen und einen besonderen Ort der Begegnung und des Austauschs schaffen. Deswegen ist der Stadt Kassel neben der Forschung vor allem die Vermittlung ein besonderes Anliegen. Die documenta ist nicht nur imagegebend für unsere Stadt, weil die kulturelle Weltöffentlichkeit alle fünf Jahre nach Kassel schaut. Die weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst wirkte und wirkt prägend auch auf unsere Stadt, die Kunstwelt und die Gesellschaft.“

Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH: „Das documenta-Archiv beherbergt ein einzigartiges Aktenarchiv mit dem Schriftgut der vergangenen documenta Ausstellungen, eine hochkarätige Spezialbibliothek sowie umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen. Dies zu erschließen und international sowie transdisziplinär für die Forschung und die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen, spiegelt die Rolle der documenta als weltweit einfluss­reichste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Wir sind schon sehr gespannt darauf, welche Forschungsfragen hier an die documenta-Geschichte, an die zeitgenössische Kunst und an die Ausstellungspraxis und
-vermittlung gestellt werden.“

Professor Dr. Reiner Finkeldey, Präsident der Universität Kassel: „Ich freue mich sehr, dass wir mit diesem Konzept dem gemeinsamen Ziel der Gründung eines documenta-Instituts als außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung einen großen Schritt nähergekommen sind. Unsere langjährigen Erfahrungen mit fachübergreifender Forschung machen die Universität Kassel zum idealen Partner für dieses ambitionierte interdisziplinäre Vorhaben. Das documenta-Institut wird die internationale Sichtbarkeit Kassels als Kunst- und Universitätsstadt gleichermaßen stärken.“

Das Land Hessen fördert den Bau des Instituts mit sechs Millionen Euro und wird ab 2020 zusätzliche Mittel für die Forschung und die Grundausstattung sowie für die Leitung des documenta-Instituts bereitstellen. Grundlage ist das bestehende documenta-Archiv, an dem sich das Land Hessen bereits seit 2016 mit 500.000 Euro jährlich beteiligt. Im documenta-Archiv sammeln und archivieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Unterlagen, die während den documenta-Ausstellungen entstanden sind. Hinzu kommt ein Bibliotheksbestand sowie Dokumente, Gegenstände und Objekte, die im Zusammenhang mit der documenta stehen.

Mit Unterstützung des Landes Hessen hat die Universität Kassel bereits eine Professur eingerichtet, die seit Anfang 2017 mit Prof. Dr. Nora Sternfeld besetzt ist. Drei weitere Professuren werden in den Fachbereichen Geistes- und Kulturwissenschaften, der Architektur und den Gesellschaftswissenschaften jeweils mit einer Zweitmitgliedschaft in der Kunsthochschule eingerichtet. Die Berufungsverfahren laufen und sollen in der ersten Hälfte 2020 abgeschlossen sein. Das Land Hessen fördert jede dieser Professuren mit 120.000 Euro jährlich.