Goldene Ehrennadel der Stadt Kassel für die Gründerin des Mädchenhauses Stefanie Burmester

Für ihren herausragenden Einsatz, der seit über 30 Jahren den Rechten von Frauen und Mädchen gilt, hat Stefanie Burmester in einer Feierstunde im Rathaus die Goldene Ehrennadel der Stadt Kassel erhalten. „Ihrer Aktivität ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass Frauenthemen in Kassel auf der Agenda stehen. Sie sind die Mutter des Mädchenhauses in Kassel, sie sind ein Dreh- und Angelpunkt des Eintretens gegen Unrecht an Frauen und Mädchen. Für dieses außergewöhnliche Engagement wollen wir Ihnen heute Dank, Anerkennung und Wertschätzung zeigen“, so Bürgermeisterin Ilona Friedrich, die die Ehrung in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Geselle überreichte.

Das Mädchenhaus – eine respektierte und bekannte Institutionen in Kassel

Im Jahr 1992 war Stefanie Burmester eine der Hauptverantwortlichen bei der Gründung des Mädchenhauses, nachdem sie Soziale Arbeit studiert, ein Praktikum im autonomen Frauenhaus Kassel absolviert und anschließend ehrenamtlich dort weitergearbeitet hatte. „Sie hatten eine Idee, und diese Idee haben Sie so intensiv verfolgt, dass daraus Realität wurde: das Mädchenhaus.“

Stefanie Burmester wies in ihrer Dankesrede auf die gut funktionierenden Bündnisse und Netzwerke in Kassel hin, die ihre Arbeit unterstützen und fördern. Denn auch wenn sie sich selbst mehr als „Motor, denn als Mutter des Mädchenhauses“ sehe, so bedürfe es zur Bewältigung der verschiedenen Aufgaben der Zusammenwirkens vieler Menschen, die sich unkompliziert engagieren, aber auch von Institutionen. Besonders stolz sei sie auf die jüngst erfolgte Einbürgerung von drei jungen Somalierinnen, die ihnen eine Zukunft mit allen bürgerlichen Rechten in der Bundesrepublik eröffnet habe. Eine wichtige Aufgabe des Mädchenhauses sei es zudem, Mädchen zu den verschiedenen Schulabschlüssen zu begleiten.

„Für mich“, so Burmester, „sind Humor und Lachen eine wichtiges Gegengewicht, aber auch ein Element meiner Arbeit mit den Mädchen, bei der es oftmals um Gewalterfahrungen – strukturelle, psychische, körperlicher und sexuelle – geht.

Schwierige Anfänge

Die Anfänge des Mädchenhauses, das skizzierte Bürgermeisterin Friedrich, seien nicht einfach gewesen. Sie sprach dabei von einer „kreativen Mittelbeschaffung“ in den ersten Jahren, die sich bis heute fortsetze, auch wenn das Mädchenhaus aus verschiedenen Quellen gefördert werde, darunter von der Stadt Kassel. So ließ sich Stefanie Burmester zur Wen Do-Trainerin für Selbstverteidigung- und Selbstbehauptungskurse für Mädchen und Frauen jeden Alters ausbilden und bietet gut besuchte Kurse und Workshops an, deren Einnahmen der Arbeit des Mädchenhauses zufließen. Weitere Projekte sind Ausstellungen und einen Kunst-Kalender gemeinsam mit Kasseler Künstlerinnen und Künstlern, die dem Mädchenhaus nicht nur zusätzlich etwas Geld, sondern auch eine positive Aufmerksamkeit in Stadt und Region gebracht haben. Mit Hilfe der Kasseler Tafel ist es gelungen, einen kostenlosen Mittagstisch für die Mädchen einzurichten.

Seit mehr als zehn Jahren werden Bildungsfahrten nach Berlin organisiert, um Mädchen Kenntnisse über die deutsche Geschichte sowie das politisches System und seine Organe zu vermitteln.

Schnell auf die aktuellen Entwicklungen der Zuwanderung reagiert

Da viele der Kinder und jungen Frauen, die das Mädchenhaus besuchen, aus Zuwandererfamilien stammen, habe Stefanie Burmester bisher schon viel für die Integration bewirkt, betonte Bürgermeisterin Friedrich. Aber auch nach Jahren, in denen sie sich „über das Maß einer normalen beruflichen Tätigkeit dafür einsetzte, dass das Erforderliche beschafft werden konnte“, habe sie auch auf die aktuellen Entwicklungen jüngeren Datums schnell reagiert. „Als 2015 die vielen Flüchtlinge nach Kassel kamen, haben Sie erkannt, dass gerade die Mädchen der Familien eine besondere Form der Unterstützung benötigen.“ Das war der Impuls zur Gründung des Malala-Mädchenzentrums in der Mittelgasse, benannt nach der jüngsten Trägerin des Friedensnobelpreises, den sie für ihren Einsatz für die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen erhalten hat. Dort erfahren Mädchen aus Migrantenfamilien Unterstützung für verschiedene Lebenslagen, manche sogar einen Ersatz für eine Familie.

„Ohne Sie sind das Mädchenhaus und das Malala Mädchen Zentrum nicht denkbar“, unterstrich die Bürgermeisterin. Der Kampf gegen Antisemitismus sei ein weiteres Thema. So gebe es im Mädchenhaus das Projekt „Lernen in Begegnung“, bei dem ein jüdisches, ein christliches und ein muslimisches Mädchen einen Trialog gestalten. „Eine solche intensive Begegnung ist das beste Mittel gegen Vorurteile.“

Stefanie Burmester setzt sich ferner gegen die Praxis der Genitalverstümmelung, gegen Zwangs- und Kinderehen und gegen Gewalt gegen Frauen ein und hält dazu Vorträge vor ganz unterschiedlichem Publikum. Seit 1989 ist sie Mitglied im Kasseler Frauenbündnis und hat wesentlich zu vielen Veranstaltungen beigetragen. Ebenso engagiert sich beim Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen „One Billion Rising“.

Pressekontakt: documenta-Stadt Kassel, Petra Bohnenkamp

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