VERONIKA - Forschungsprojekt

In Kassel wurde die Vernetzung von Fahrzeugen und Ampeln für einen besseren Verkehrsfluss erforscht. Dafür wurden Straßenbahnen, Busse und Rettungsfahrzeuge für den Austausch operativer und strategischer Daten mit "On-board Units" ausgerüstet.

VERONIKA - Vernetztes Fahren des öffentlichen Nahverkehrs in Kassel

Im dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Vorhaben VERONIKA (Vernetztes Fahren des öffentlichen Nahverkehrs in Kassel, Förderkennzeichen 16AVF1016B) wurde eine Vernetzung von Fahrzeugen und Lichtsignalanlagen erfolgreich umgesetzt. Dadurch soll sowohl zu einer netzweit energiesparenden Fahrweise als auch zu einer emissionsreduzierenden Lichtsignalsteuerung beigetragen werden.

Im Testfeld Kassel wurden dazu Straßenbahnen, Busse und Rettungsfahrzeuge mit On Board Units ausgerüstet, welche über eine Funkschnittstelle nach dem Automotive-Kommunikationsstandard IEEE 802.11p (ETSI-ITS G5) mit Roadside Units an verkehrsabhängigen Lichtsignalanlagen operative Daten austauschen können. Flankiert wurde diese lokale Vernetzung von einer mobilfunkgestützten Kommunikation mit einem Metadatenserver, der strategische Daten für eine der Situation angemessene Priorisierung von ÖV-Fahrzeugen an signalisierten Knotenpunkten liefert.

Unter Vermeidung der jeweiligen Nachteile einer zentralenbasierten und lokalen Kommunikation bzw. Datenverarbeitung wurde ein hybrider Ansatz entwickelt und erprobt, bei dem das öffentliche Verkehrsmittel das Systemwissen bspw. zum Liniennetz, zur Fahrplanlage und zu Umsteigebeziehungen besitzt und für eine sekundengenaue Freigabe an stromabwärtigen Lichtsignalanlagen (LSA) einsetzt. Die kurzen Latenzzeiten einer lokalen Kommunikation erleichtern eine Schaltzeit- und Ankunftszeitprognose und damit sowohl die Wahl einer passenden Fahrstrategie als auch die sekundengenaue Freigabe für Straßenbahnen und Busse.

Im Sinne eines vernetzten Warnens wurden auf der Grundlage einer direkten Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation Straßenbahn- und Busfahrer auf sich annähernde Einsatzfahrzeuge mit Sondersignal hingewiesen, bevor diese hör- und sichtbar sind. Die Entwicklung und Erprobung der Prognoseverfahren und Fahrstrategien sowie die Erstellung der darauf abgestimmten Signalprogramme wurde durch eine Entwicklungs- und Testumgebung unterstützt, bei der Geräte und Verfahren in eine mikroskopische Verkehrssimulation „in-the-Loop“ eingeschlossen wurden. Die abschließende Evaluation stützte sich sowohl auf Simulationsversuche als auch auf den Pilotversuch unter realen Betriebsbedingungen des öffentlichen Straßenverkehrs. Das Vorhaben wurde durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Förderprogramm „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ finanziert und lief von 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2019.

Projektpartner waren das Fachgebiet Verkehrstechnik und Transportlogistik der Universität Kassel und das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel. Anwendungspartner waren die KVG (Kasseler Verkehrsgesellschaft, Kassel), der NVV (Nordhessischer Verkehrsverbund, Kassel) mit der BKW (Bad Wildunger Kraftwagenverkehrs- und Wasserversorgungsgesellschaft mbH, Bad Wildungen) und der ASB (Arbeiter Samariter Bund, Kassel).