Chronik der Jahre 1800 - 1899

1800

Oswald Harbusch gründet in Beiseförth ein Korbmachergeschäft, das später von Engelhard Harbusch nach Kassel verlegt wird. Später bot der erst 2004 eingestellte Betrieb außer Korbwaren auch Kinderwagen, Kindermöbel und Gartenmöbel.

1801

Peter Ruhl beginnt mit der Herstellung von Pillenschachteln und Drucksachen für Apotheker und wird damit zum Begründer eines neuen Industriezweiges in Kassel, dem der pharmazeutischen Bedarfsartikel.

1802

Der Bankier und Finanzier Meyer Amschel Rothschild hält sich mehrere Monate in Kassel auf und betreibt von hier aus seine Geldgeschäfte. Seitdem intensiviert sich die Beziehung des Frankfurter Bankhauses Rothschild zum landgräflichen, seit 1803 kurfürstlichen Haus Hessen.

1803

15. Mai
Auf allen Plätzen der Stadt verliest ein Herold die Bekanntmachung, dass Wilhelm IX., Landgraf von Hessen-Kassel, in den Rang eines Kurfürsten aufgestiegen ist.

1. August
Meyer Amschel Rothschild beantragt, da Jude, einen Schutzbrief für einen seiner Söhne, damit dieser dauerndes Aufenthaltsrecht erwirbt, und dem Bankgewerbe nachgehen kann. Rothschild argumentiert unter anderem damit, dass "dergleichen Geschäfte eigentlich durch große Concurrenz gewinnen".

1805

Der Bankier Karl Jordis lässt sich in Kassel nieder. Durch dessen Frau Ludovica Brentano werden deren Stadtwohnung und der Sommersitz Schönfeld zum Treffpunkt literarisch und künstlerisch interessierter Kreise.

1806

18. März
Frédérique Elise, Ehefrau des angesehenen und wohlhabenden Tabakhändlers und Inhabers der vormals Thorbeckeschen Tabakfabrik, Henry Frédéric Strubberg, bringt einen Jungen zur Welt, der später Schriftsteller wird. Die Wild-West-Romane des Friedrich Armand Strubberg werden später Bestseller ersten Ranges.

31. Oktober
Napoleonische Truppen stehen vor Kassel. Am Tag darauf geht die kurfürstliche Familie ins Exil.

1807

10. Dezember
Napoleons jüngster Bruder Jérôme zieht als König von Westfalen in seine neue Hauptstadt Kassel ein. Das Schloss Wilhelmshöhe heißt künftig Napoleonshöhe, Schloss Wilhelmsthal nach der neuen Königin Katharinenthal.

1808

21. Februar
Am Geburtstag der Königin Katharina huldigt die Kasseler Bürgerschaft dem neuen Herrscher.
Im gleichen Jahr wird die Seifenfabrik Diemar & Heller gegründet.

5. August
Gewerbefreiheit wird in Kassel eingeführt. Niemand muss sich den Zünften und ihren strengen Regeln unterwerfen.

1809

1. Januar
Ein Gewerbe darf jetzt ausüben, wer ein entsprechendes Patent für Geld erworben hat.

22. Januar
Ein königliches Dekret erklärt die Zünfte für aufgelöst. Ihr Vermögen wird Staatseigentum.

18. und 19. Juli
Bei Bettenhausen (auf dem Forst, heute Unternehmenspark Kassel) werden mehrere hessische Männer hingerichtet, die sich gegen die französische Herrschaft aufgelehnt haben.

1810

28. Juni
Georg Christian Carl Henschel wird aus der staatlichen Gießerei in der Weserstraße ausgewiesen und gründet im Nachbarhaus ein eigenes Unternehmen, das später zu Weltruf gelangen wird.

1811

23. November
Das Renaissance-Landgrafenschloss über der Fulda, in dem König Jérôme residiert, gerät in Brand. Es herrscht so starke Kälte, dass das Löschwasser in Eimern und Spritzen gefriert. Die Beschädigung des Schlosses ist so erheblich, dass es nicht wieder aufgebaut wird.

1813

28. September
Die ersten Truppen der gegen Napoleon gerichteten Allianz, eine Kosaken-Einheit unter dem russischen General Czernicheff, stoßen bis nach Kassel vor, ziehen sich aber nach wenigen Tagen aus strategischen Gründen wieder zurück.

26. Oktober
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober fällt das napoleonische Machtsystem zusammen. Am 26. Oktober verlässt König Jérôme Kassel, die Hauptstadt des von ihm regierten Königreichs.

27. Oktober
Zum letzten Mal wird der "Moniteur westphalien" gedruckt, eine zweisprachige Zeitung, die während des Bestehens des Königreichs erschien.

21. November
Nach siebenjährigem Exil trifft der rechtmäßige Landesherr, Kurfürst Wilhelm I., wieder vor seiner Hauptstadt ein. Begeisterte Kasseler Bürger spannen die Pferde aus, schirren sich selbst vor den Kutschwagen und ziehen diesen in die Stadt hinein.

1814

14. Januar
Alle bisher unter westfälischer Herrschaft erlassenen Gesetze werden für null und nichtig erklärt, um wieder den Zustand vor dem Beginn der Franzosenherrschaft zu erreichen.
Im Juni eröffnet der Kaufmann Wilhelm Ritz in der Unteren Königsstraße 1155 eine Wein- und Spezereiwarenhandlung. Unter Friedrich Chartier (seit 1881) erwirbt das Geschäft mit seinen Abteilungen Kolonialwaren, Spirituosen, Wein und Zigarren einen besonders guten Ruf.

1816

5. März
Die neue kurhessische Zunftordnung wird erlassen. Sie hebt die Gewerbefreiheit der westphälischen Zeit wieder auf. Die Zünfte werden in altem Umfang wiederhergestellt.

5. März
Kurhessen erhält eine neue Zunftordnung. Sie gibt dem Handwerk - von wenigen Ausnahmen abgesehen - seine alte Verfassung wieder.

1. Juli
Gegen eine jährliche Pacht von 42000 Talern überläßt Kurfürst Wilhelm I. das hessische Postwesen den Fürsten Thurn und Taxis. In Kassel wird eine Generalpostinspektion eingerichtet.

21. Juli
In der Altstadt kommt Paul Julius Reuter zur Welt, der später als Gründer des weltumspannenden Nachrichtenbüros Reuter in die Pressegeschichte eingehen wird.

Der Erwerb von Bergwerksfeldern bei Großalmerode stellt im Jahre 1816 die Keimzelle dar für die heute noch in Kassel bestehende Firma "von Waitzische Erben GmbH & Co KG".

1817

"Zur Zeit der Ostermesse" findet unter Leitung des Commerz-Collegs erstmals (zuletzt 1846) eine Gewerbeausstellung statt.
"Zur Förderung der vaterländischen Industrie" gibt Kurfürst Wilhelm I. das Salzhaus nahe der Schlagd den beiden Handelshäusern Broeckelmann & Lorenz sowie Sander & Co. aus Bremen in Erbleihe. Gegen Ende des Jahres wird Carl Anton Henschel (1780 - 1861) Teilhaber in der Werkstatt seines Vaters. Der Schwerpunkt der Produktion verlagert sich auf Maschinenbau.

Gemäß der hessischen Zunftordnung wird eine Handwerksschule eingerichtet. In ihr werden Lehrlinge aller Handwerke in Allgemein- und Spezialfächern unterrichtet.

1818

24. Februar
Die neue Feuerordnung für die Stadt verbietet in § 26 das Tabakrauchen nicht nur in den Ställen und dort, wo Heu, Stroh oder andere leicht brennbare Sachen liegen, sondern ausdrücklich auch auf den Straßen der Stadt.

1. Oktober
Gründungsdatum des Porzellanhauses Hornschu, heute in der Obersten Gasse 5.

20. Oktober
Der Buchhändler J. J. Bohné eröffnet eine Buchhandlung, die heute als A. Freyschmidt's Buchhandlung in der Oberen Königsstraße zu finden ist.
Der Kaufmann Louis J. Rosenzweig holt in diesem Jahr die Genehmigung zum Betrieb einer Destillerie und einer Spiritus-Lackfabrik ein, die später als Spezialfabrik für Brauereiglasuren und Brauereifarben Weltgeltung erlangt.

1819

Unter dem Titel "Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner in der Residenzstadt Cassel, mit Bemerkung ihrer Wohnung" erscheint das erste gedruckte Kasseler Adressbuch.

Vor dem Königstor gründet Christian Krebs eine "Cichorienfabrik". Hauptabsatzgebiet für seinen Kaffee-Ersatz werden Länder wie Bayern, Baden und Hessen-Darmstadt. 1836 beschäftigt die Firma "Krebs et Sohn" etwa zwanzig Arbeiter.

1820

26. Juni
Für das neue kurfürstliche Schloss über der Fulda wird der Grundstein gelegt. Es hat zwar einen Namen -"Kattenburg"- wird aber nie fertiggestellt.

18. November
Die Berg- und Salzwerksabteilung der kurfürstlichen Oberrentkammer erteilt Werner Henschel einen Schürf- und Mut-Schein auf Braunkohle. Damit ist der Anfang gemacht für das ertragreiche Braunkohlenwerk am Möncheberg, die spätere Möncheberger Gewerkschaft Kassel.

1821

Der Handels- und Gewerbeverein für Kurhessen wird gegründet mit dem Ziel, die Interessen des Handels und des Gewerbes zu fördern und "auf jede Weise zur Belebung und Erstarkung vaterländischer Industrie hinzuwirken".

29. Juni
Eine polizeiliche Verordnung zur Vermeidung von Unglücksfällen schreibt vor: "In den Straßen der Residenz darf von den Kutschern nur im gewöhnlichen Trabe gefahren werden, mit Ausnahme des Umbiegens um die Straßen-Ecken, wo nur in kurzem Trabe gefahren werden darf."

1822

1. Januar
Der Jurist Karl Schomburg tritt sein Amt als Stadtoberhaupt an. Nach Inkrafttreten der neuen kurhessischen Gemeindeordnung führt er seit 1835 als erster die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister.

4. Dezember
Hofküfermeister Martin Reinmüller schreibt ein Gesuch an Kurfürst Wilhelm II., in dem er die Einrichtung von Felsenkellern im Weinberg anregt. Er begründet sein Interesse damit, dass die bisherige Lagerung des Bieres in den Brauereikellern ungenügend und die Ursache dafür sei, dass oftmals Bier minderer Qualität zum Ausschank komme.

1823

12. November
Bürgermeister Karl Schomburg gibt in einem Schreiben an die Regierung erstmals die Anregung zur Gründung einer städtischen Sparkasse. Zu den gemeinnützigen Anstalten einer Stadt gehöre seiner Ansicht nach auch eine Sparkasse für Dienstboten, Fabrikarbeiter und andere, damit diese ihr erspartes Geld für Notfälle zurücklegen.
Der Destillateur Isaak Rosenzweig eröffnet in diesem Jahr in der Hohentorstraße eine Farben- und Drogenhandlung (später Rosenzweig & Baumann).

1824

3. September
Der Gold- und Silberarbeiter Friedrich Proll wird Meister und macht sich als Juwelier selbständig. In den Betrieb tritt 1854 Wilhelm Range ein, der 1865 ein Haus in der Oberen Königsstraße erwirbt.

20. November
Die Fulda tritt über die Ufer und setzt die tief gelegenen Stadtquartiere wieder einmal unter Wasser.

1825

Der Bierbrauer Conrad Ostheim aus der Wildemannsgasse erhält die Erlaubnis, im Weinberg einen Bierlagerkeller anzulegen. Weitere Bierbrauer tun es ihm gleich, denn die Lagerung in diesen Kellern führt zu einer Qualitätsverbesserung des Bieres.

Auf der Höhe des Weinbergs entstehen drei reizvolle Biergartenlokale, deren Bier und deren Aussicht in die Landschaft gerühmt wird.

Der Kaufmann Ludwig Bähr in der Marktgasse gründet in diesem Jahr einen Großhandel mit Kurz- und Wollwaren, Keimzelle der heutigen Buntpapierfabrik Ludwig Bähr KG.

1827

Zu dieser Zeit leben in Kassel etwa 25.000 Menschen.

1. November
Wilhelm Broeckelmann gründet das nach ihm benannte Speditions- und Kommissionsgeschäft. 1877 von Jacob Herwig übernommen, erwirbt sich das Unternehmen "Broeckelmann sen. und Grund" in den darauffolgenden Jahrzehnten besondere Verdienste um das deutsche Speditionswesen.

1828

Kasseler Kaufleute gründen den Mitteldeutschen Handelsverein.

1830

2. September
Da die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr schlecht sind und die politische Situation in der kurhessischen Hauptstadt sehr angespannt ist, ergreift Küfermeister Karl Herbold vom Töpfenmarkt die Initiative und lädt alle Kasseler Zunftmeister zu einer Besprechung in den Stadtbau an der Fuldabrücke ein. Sie erarbeiten eine Bittschrift an den Landesherrn, er möge die Stände des Landes einberufen, um über grundlegende Verbesserungen zu beraten.

6. September
Stockungen bei der Brotversorgung und erhöhte Brotpreise führen dazu, dass verschiedene Bäckerläden gestürmt und demoliert werden. Erst spät in der Nacht gelingt es dem Militär, dem sogenannten "Bäckerowend" ein Ende zu bereiten.

15. September
Die Bürgerdeputation mit Bürgermeister Karl Schomburg an der Spitze überreicht im Roten Palais am Friedrichsplatz Kurfürst Wilhelm II. die wenige Tage zuvor erarbeitete Bittschrift, die von 1400 Bürgern unterschrieben ist.

1831

8. Januar
Für Kurhessen ist eine neue Staatsverfassung erarbeitet. Sie wird im Gelben Saal des Bellevueschlosses unterzeichnet und feierlich verkündet.

25. August
Der Anschluss Kurhessens an das preußische Zollsystem eröffnet neue Möglichkeiten zur Verbesserung von Wirtschaftsbeziehungen.

Der Optikus und Mechanikus Martin Rupprecht eröffnet im gleichen Jahr in der Marktgasse das erste Kasseler Brillengeschäft, das 1860 vom Schwager des Gründers, Optikus Viktor Hess, übernommen wird und sich seit 1955 in der Treppenstraße befindet.

1832

17. Februar
Der Kasseler Stadtrat fasst den Beschluss, auf eigene Verantwortung und unter eigener Aufsicht eine Sparkasse zu errichten, um "minderbemittelten Personen Gelegenheit zu geben, ihre kleinen Ersparnisse jederzeit sicher anzulegen, zu sammeln und damit ein durch Zinsen sich mehrendes Kapital zu erlangen".

23. Juni
Friedrich Wilhelm, Kurprinz und Mitregent, unterzeichnet das "Gesetz die Errichtung einer Landeskreditkasse betreffend". Diese Einrichtung soll die Abtragung älterer Schulden erleichtern und insbesondere die Ablösung der noch auf dem Grundbesitz ruhenden alten Belastungen ermöglichen.

1. August
Im Oberneustädter Rathaus in der Oberen Karlsstraße eröffnet die städtische Sparkasse zum ersten Mal ihre Pforten.
Im Spätherbst dieses Jahres nimmt die vom Bürgermeister Schomburg initiierte Höhere Gewerbeschule, auch Polytechnikum genannt, im Hause Martinsplatz 2 ihre Arbeit auf. Berühmte Chemiker wie Friedrich Wöhler und Robert Wilhelm Bunsen geben hier Unterricht.

1833

Männer aus Wirtschaft und Handel schließen sich zusammen und gründen den kurhessischen Eisenbahnverein, um sich für den Bau des neuen Transportmittels Eisenbahn in Kurhessen einzusetzen. 1837 hat der Verein 170 Mitglieder.

1834

1. Mai
Mit dem Zustandekommen des preußisch-deutschen Zollvereins wird auf wirtschaftlichem Gebiet eine Vereinigung vollzogen, der die politische Einigung erst Jahrzehnte später nachfolgen wird.

23. Oktober
Mit der Gemeindeordnung vom 23. Oktober 1834 für die Städte und Landgemeinden Kurhessens erhält Kassel ein Organ der Selbstverwaltung, das nun aus Oberbürgermeister, Bürgermeister, Stadtrat und Gemeindeausschuss besteht.

Durch das Gemeindefinanzrecht wird eine gesicherte Verwaltung des Gemeindevermögens und ein geregeltes Gemeindesteuerwesen geschaffen. (1898 durch die Städteordnung für die Provinz Hessen-Nassau abgelöst). Eine in diesem Jahr vom Handels- und Gewerbeverein veranstaltete Gewerbeausstellung präsentiert Industrieprodukte aus Kurhessen.

1835

Wie im Vorjahr findet eine Gewerbeausstellung statt. Von den Kasseler Unternehmern wird in der Presse u.a. der Fabrikant Ernst Koch hervorgehoben als "Erfinder des Hessischen Cements, dessen Nützlichkeit und Preiswürdigkeit immer allgemeiner anerkannt wird". Koch präsentiert in der Ausstellung unter anderem Zementabgüsse einer Büste von Goethe sowie eines Hirschkopfes.

1836

Im Januar erscheint das erste Heft der Zeitschrift "Gewerbeblätter für Kurhessen", herausgegeben im Auftrag des Kurhessischen Handels- und Gewerbevereins von Dr. Heinrich Buff.

22. November
In Gegenwart des Prinzregenten Friedrich Wilhelm, des späteren Kurfürsten, wird das Parlamentsgebäude des kurhessischen Staates, das Ständehaus, am Friedrich-Wilhelmsplatz eingeweiht.

1837

19.März
Beim Nachhausegehen vom Hoftheater an der Oberen Königsstraße wird der Steinhauer- und Maurermeister Andreas Daniel Krauss von dem jungen Artillerieleutnant Darapsky mit einem Degen angegriffen und tödlich verletzt. Darapsky glaubte sich von Krauss beleidigt und in seiner Ehre gekränkt und hatte zur Waffe gegriffen.

3. April
Wilhelm Erdmann Pfannkuch eröffnet ein Fachgeschäft für Regen- und Sonnenschirme in bester Geschäftslage der Altstadt.

20. April
"Mit hoher Genehmigung Kurfürstlichen Ministeriums des Innern" eröffnet der Buch- und Kunsthändler Wilhelm Appel in der Königsstraße, Ecke Königsplatz, eine Buch- und Kunsthandlung, die 1895 an den Buchhändler Carl Vietor übergeht.

Im gleichen Jahr:
Am Altmarkt wird das gotische Rathaus abgebrochen.
Von Arnold & Pfeiffer in Kassel wird die Papierfabrik Niederkaufungen gegründet.
Als eine Modewarenhandlung vom Schlossplatz in der Altstadt in die Obere Königsstraße ziehen will, erregt dies Aufsehen. Denn seit alters her liegt das Hauptgeschäftszentrum in der Altstadt.

Mit 200 Arbeitern nimmt die Firma Henschel & Sohn ihr neues Werk am Möncheberg in Betrieb.

1838

18. April
In den Parkanlagen von Wilhelmshöhe ist das Tabakrauchen bei ein bis fünf Taler Strafe verboten.

1839

7. März
Im Hause Graben Nr. 42 wird dem Kaufmann Meyer Bär Mond ein Sohn geboren. Ludwig Mond besucht die "Höhere Gewerbeschule", studiert in Marburg und Heidelberg Chemie, geht 1862 nach England. In harter Arbeit gelingt es ihm, dort eine Fabrik aufzubauen, die zum größten britischen Chemiekonzern wird.

6. Mai
In der Unteren Karlsstraße 9 eröffnet der Handschuhmacher Joseph Franz Stephan Anastasius Guise einen Laden, der bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts als geschätztes Fachgeschäft besteht.
"Gewerbserzeugnisse" von Kasseler und auswärtigen kurhessischen Unternehmern und Handwerkern präsentiert auch in diesem Jahr eine Ausstellung in Kassel.

9. August
In der Unteren Königsstraße, Ecke Bremerstraße, wird der von byzantinischen und romanischen Stilelementen geprägte Neubau der Synagoge eingeweiht.

1841

17. Januar
Wieder einmal erlebt Kassel ein besonders schweres Hochwasser.
In Wolfsanger wird in diesem Jahr eine Kaltwasserheilanstalt eröffnet, die trotz zunehmender Konkurrenz der Wilhelmshöher Kureinrichtungen bis zum Ersten Weltkrieg als Kuranstalt geschätzt wird.

1842

20. September
Die "Ausstellung von Gewerbserzeugnissen aus Kurhessen" öffnet nach drei Jahren wieder ihre Pforten. Vier Wochen lang werden Fabrikate aus dem Kurfürstentum Hessen gezeigt. Als einziger Kasseler Betrieb erhält die Papierfabrik Arnold & Pfeiffer eine (von vier vergebenen) Goldmedaillen.

1843

6. März
Bäckermeister Eckhardt Worch kauft das Haus Obere Königsstraße 14 und eröffnet darin eine Bäckerei und Konditorei.

23. Juni
Der Apotheker Heinrich August Eduard Sievers erhält das Privileg zum Betreiben einer Apotheke in der Oberen Königsstraße, der späteren Engel-Apotheke.

August
Bemühungen eines Mündener Schiffseigners, einen regelmäßigen Dampfverkehr zwischen Münden und Kassel einzurichten, schlagen fehl.

1844

1. April
Nachdem Johann Heinrich Rohde vor dem Kurfürstlichen Oberzunftamt die nötigen Kenntnisse und das erforderliche Vermögen nachgewiesen hat, wird er in die Kaufmannschaft aufgenommen. Er gründet ein Samenhandelsgeschäft, das er wenige Jahre darauf um eine Gärtnerei erweitert. Hieraus entwickelt sich die heute noch bestehende Samenzucht H. Rohde KG Kassel/Guxhagen mit Verkaufsgeschäft am Königsplatz.

4. April
Der im Ständehaus tagende kurhessische Landtag beschließt die Aufnahme einer Anleihe von sechs Millionen Talern zum Bau der Staatseisenbahn. Damit hört Kurhessen auf, der einzige Staat zu sein, der keine Staatsschulden hat.

9. September
Kurprinz Friedrich Wilhelm genehmigt die Errichtung von Eisenbahnlinien in Kurhessen. In Wirtschaftskreisen wird dies mit großer Freude zur Kenntnis genommen.

Sigmund Aschrott tritt in diesem Jahr in das väterliche Geschäft in Kassel ein, dem er durch Einführung von Webstuhlverbesserungen zum Aufschwung verhilft, insbesondere durch die Produktion breiter und schwerer Leinensorten (Segeltuche).

1845

18. März
Faßbinder beginnen auf der zugefrorenen Fulda vor dem Renthof ein Faß zu zimmern. Sie arbeiten auch bei Fackellicht und hellem Mondschein. Währenddessen entwickelt sich auf dem Eis rund um den Werkplatz ein wahres Volksfest mit Musik und Getränken.

15. April
Am Steinweg eröffnen die Brüder Emil, Fedor und August Cramer die Drogen- und Farbengroßhandlung Gebrüder Cramer, die später Hoflieferant des hessischen Kurfürsten wird.

1. Juli

Bei Grebenau im Fuldatal wird feierlich der erste Spatenstich zum Bau der kurhessischen Eisenbahn vollzogen. Nach dem Landesherrn erhält sie den Namen "Kurfürst Friedrich-Wilhelm-Nordbahn".

1846

12. April
Der Instrumentenmacher Karl Scheel beginnt in einem Hause der Oberen Karlsstraße mit der Fertigung von kleinen Tafelklavieren. Die Pianofabrik erwirbt sich im Laufe der Zeit weltweit einen guten Ruf.

1847

1. Januar
Die amtliche Statistik ergibt, dass in der Residenzstadt Kassel, den dazu gehörenden Vorstädten, der Kolonie Philippinenhof und der Garnison, einschließlich der kasernierten Truppen, insgesamt 34547 Menschen leben.

1848

11. März
Straßenunruhen in den ersten Märztagen veranlassen den regierenden Kurfürsten zum Einlenken. Er macht politische Zugeständnisse, darunter die Bewilligung vollständiger Pressefreiheit. Bisher unterlagen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften einer strengen Zensur.

31. März
Über 300 Kasseler Gewerbetreibende beschweren sich bei der neu eingesetzten liberalen Staatsregierung, dass die frühere Regierung die Entwicklung von Fabriken und Industrie behindert habe. Dadurch müßten viele Gegenstände importiert werden, die ebenso gut im eigenen Land hergestellt werden könnten.

13. April
Ein von einer Volksversammlung gewähltes Komitee fordert für das zersplitterte Deutschland einen Bundesstaat, darunter auch ein Zollsystem und "einheitliche Handels- und Gewerbsverhältnisse mit allen dazu erforderlichen Einrichtungen".

29. Juli
Henschel liefert die erste Lokomotive an die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn. Sie hat den Namen "Drache" erhalten.

1. August
Erstmals erscheint eine Zeitung radikaldemokratischer Richtung. Das satirische Blatt namens "Hornisse" führt den ironischen Untertitel "Zeitung für hessische Biedermänner".

Juli/August
Zu dem Handwerker- und Gewerbekongress in Frankfurt am Main entsendet die Kasseler Handwerkerschaft zwei Abgeordnete, den Schlossermeister Georg Andreas Böckel und den Lehrer an der Höheren Gewerbeschule, Dr. Karl Winkelblech, der als entschiedener Gegner der Gewerbefreiheit auftritt.

6. August
Auf dem Truppenübungsplatz "Großer Forst" südlich von Bettenhausen werden kurhessische Truppen auf den deutschen Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich vereidigt. Anschließend findet in der Aue ein Volksfest statt.

18. August
Nachmittags gegen drei Uhr stehen dichte Menschenmassen an den Hängen des Tannenwäldchens neben dem Kasseler Hauptbahnhof, um den ersten Zug der Friedrich-Wilhelm-Nordbahn zu bejubeln, der, mit Fahnen und Blumen geschmückt, die Prominenz der Kasseler Staats- und Stadtbehörden nach Grebenstein bringt. Als die Lokomotive funkensprühend, fauchend und zischend - der Heizer vor der offenen Feuertür - an der Menge vorbeifährt, meint ein echter Kasseläner kopf- schüttelnd: "Nä, nä, mit dem fierigen (feurigen) Dengen (Dingen) fahr ich nit!"

Im Oktober verlangen Gewerbetreibende in einer Eingabe an die liberale Staatsregierung die Aufhebung aller industriellen Staatsbetriebe und ihre Überlassung an Privatleute.
In diesem Jahr beginnt Martin Wallach mit dem Großhandel von Gummi- und Guttapercha-Waren sowie der Fabrikation von Instrumenten und Bedarfsartikeln aus Hartgummi für Medizin und Pharmazie. Damit gehört er zu den ersten in Deutschland in dieser Branche. Später kommt der Vertrieb ärztlicher Instrumente aus Metall hinzu.

1849

Nach Eröffnung der Friedrich-Wilhelm-Nordbahn wird die Postkutschenroute nach Nürnberg, die Nürnberger Post, aufgegeben.

1. Oktober
Der Kunstschleifer Johann Werner Lottmann macht sich selbständig, Beginn eines über 125 Jahre bestehenden Stahlwarengeschäfts.

1850

6. Juli
Die Generalkonferenz des deutschen Zollvereins tagt in Kassel.

7. Dezember
Vor dem Holländischen Tor hat die Aktiengesellschaft "Gasbereitungsanstalt zu Cassel" ein Gaswerk errichtet, das Gas für die Straßenbeleuchtung liefern wird.
Johann Heinrich Ritter gründet in diesem Jahr einen Produktionsbetrieb für Ziegel und Deckensteine. 1975 feiert die Firma ihr 125jähriges Bestehen.

1851

23.Juni
Otto Fennel, Sohn eines Polizeiinspektors, ausgebildet bei F. W. Breithaupt & Sohn, gründet ein eigenes Unternehmen. Über ein Jahrhundert lang gehen die Qualitätsprodukte der Firma in alle Welt.

1852

1. Januar
Die ersten Briefmarken werden in Kassel bei der Thurn und Taxis'schen Post ausgegeben. Es gibt Marken zu 1/2, 1, 2 und 3 Silbergroschen.

14. Februar
Dem inhaftierten Redakteur der unterdrückten radikal-demokratischen Zeitung "Hornisse", Dr. Gottlieb Kellner, gelingt auf abenteuerliche Weise die Flucht aus dem Staatsgefängnis an der Fulda (heute Willi-Seidel-Haus).

15.Mai
Auf der neuen Eisenbahnstrecke, der Main-Weser-Bahn, fährt der erste Zug von Kassel nach Frankfurt am Main.

1853

15. Juni
Der Konditor Friedrich Jung, Sohn des Wilhelmshöher Schlosskastellans, übernimmt die Konditorei Wolter im Hause Friedrichsplatz 2. Die Hofkonditorei Jung erfreut sich über Jahrzehnte großer Beliebtheit, vor allem in Theaterkreisen. 1962 weicht das Café einer Versandhausfiliale.

5. Dezember
Das erstmals erscheinende "Gewerbliche Tageblatt und Anzeiger für Kassel und die Umgegend" geht in verstärktem Maße auf die Interessen der Wirtschaft ein.

1854

22. Mai
Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem das Aussehen seiner Residenz Kassel stets ein wichtiges Anliegen ist, genehmigt die Aufstellung von 440 Gaslaternen. Diese werden in den folgenden vier Jahren installiert.

2. November
In seiner Wohnung am Martinsplatz gründet S. J. Werthauer jr. ein Bank- und Wechselkontor, das acht Jahrzehnte unter seinem Namen geführt wird. 1938 wird das Bankhaus von v. Wangenheim & Co. übernommen.

1855

23. Mai
"Zur Hebung des kleinen und mittleren Gewerbestandes" bildet sich ein neuer Handels- und Gewerbeverein.
Auf der Weltausstellung in Paris wird das von der Kasseler Firma Aschrott ausgestellte Segeltuch preisgekrönt. Auch bei den Weltausstellungen 1862 in London und 1867 in Paris kann Aschrott Preise erringen.

Mit der Fabrikation von chirurgischen und pharmazeutischen Bedarfsartikeln beginnt Hermann Faubel und baut im Laufe der Jahre ein leistungsfähiges Unternehmen auf, das auch vollständige Apothekeneinrichtungen liefert.

1856

25. Oktober
Der Fabrikant Carl Henschel stellt den Antrag, seine Firma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Dies scheitert an der industriefeindlichen Haltung des Kurfürsten.
Nach vierjähriger Bauzeit ist in diesem Jahr der "Oberstadtbahnhof" fertiggestellt, der Hauptbahnhof. Er ist das einzige größere öffentliche Gebäude, das in den letzten drei Jahrzehnten des Kurstaates in der Hauptstadt Kassel errichtet wird.

Max H. M. Hornthal eröffnet in der Obersten Gasse ein Geschäft für Tuche, Futterstoffe und Schneiderbedarf. Hier beginnt die Traditionslinie der Firma Boedicker Moden.

1858

1. Mai
Der Kaufmann Helwig Hooss eröffnet ein Kaffeehandelsgeschäft. Kassels Hausfrauen kaufen zu dieser Zeit die grünen Bohnen und "brennen" den Kaffee selbst.

15. Oktober
Der Handschuhmacher Johann Christian Schäfer gründet in der Unteren Karlsstraße ein Lederhand- und -schuhfachgeschäft mit eigener Fabrikation. 1923 wird das Sortiment der Firma J. C. Schäfer um Damen- und Herrenartikel erweitert.

1859

7. Juli
In der Unterneustadt richtet der Geschäftsmann Siegfried Hirsch eine Produktionsstätte für Krinolinen ein. Krinolinen waren weite, abstehende Frauenröcke, die etwa zwischen 1840 und 1870 Mode waren. Ihr Grundgerüst bestand aus Fischbeinstäben, später aus Stahldrähten.

5. September
Im Schatten der Türme der Martinskirche, im Hause Mittelgasse 56, beginnt der Bierbrauer Adolf Kropf mit einem Hausausschank. Außer ihm existieren in Kassel 19 weitere Brauereien.

10. November
Die Kasseler können eine weitere Tageszeitung lesen, die "Hessische Morgenzeitung", die bis 1911 erscheint.

1860

Im Oktober liefert Henschel & Sohn die 50. Lokomotive aus.

29. Dezember
Eine Reihe von Fachleuten - Architekten, Baumeister, Maschineningenieure und Bauingenieure - schließen sich in einem Architekten- und Ingenieurverein zusammen.

1861

Die Waggonbaufirma Thielemann, Eggena und Comp. vor dem Holländischen Tor, ursprünglich "Wagenbau-Anstalt", beschäftigt 270 Arbeiter.

1862

4. April
Auf Veranlassung Kurfürst Friedrich Wilhelms I. wird der Seiteneingang des Zeughauses zugemauert, durch den in den revolutionären Unruhen 1848 das Volk eindrang, um sich zu bewaffnen. Mit dieser symbolhaften Handlung will der reaktionäre Herrscher etwaigen Revolutionären in Kassel klarmachen, dass etwas derartiges nicht wieder passieren wird.

1863

27. Mai
In der Obersten Gasse 15 gründet der Blechschmiedemeister August Truß ein eigenes Unternehmen. Im Jahre 1908 verleiht Kaiser Wilhelm II. August Truß den Titel "Hofklempnermeister".

18. Oktober
Im Festzug zur 50-Jahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig sind alle Kasseler Zünfte vertreten, aber auch "Personal der Eisenbahnwerkstätten, Arbeiter der Henschelschen Fabrik, Tabaksarbeiter, Cigarrenarbeiter und die Möncheberger Knappschaft".

Im gleichen Jahr:
Der Zusammenbruch der Leih- und Kommerzbank in der Schlossstraße verursacht eine erhebliche Erschütterung des Kreditwesens, bleibt jedoch ohne nachhaltige Folgen.
"Frankfurter Thor 15, an der Chaussee" gründen Otto Schmidt und Carl Keerl eine "Fabrik und Lager von Maschinen und Geräthen für Haus, Garten und Landwirthschaft, Niederlage von Nähmaschinen".

1864

4. Januar
72 Handwerker und Geschäftsleute gründen auf genossenschaftlicher Basis den "Creditverein zu Cassel" (heute Kasseler Bank eG).

1. August
Der Instrumentenbauer Gustav Mollenhauer richtet im Graben eine eigene Werkstatt ein. Mollenhauer-Instrumente gehen seit vielen Jahrzehnten in alle Welt. In diesem Jahr gründen die Gebrüder Voepel in der Marktgasse ihr "Manufactur-, Leinen- und Bett-
waren-Geschäft", das sich bald zu einem der führenden Bettengeschäfte Kurhessens entwickelt. Ernst Scheldt und Ph. A. Philippsohn gründen ein Baumaterialien- und Marmorgeschäft, das 1964 sein 100jähriges Bestehen feiern kann.

1865

August
Henschel & Sohn stellt die Lokomotive mit der Fabriknummer 100 fertig.

5. November
Tischlermeister August Döhne eröffnet im Hause Fliegengasse 9 ein Spezialgeschäft für Tischlerbedarfs-Artikel, das sich zu einer geschätzten Groß- und Einzelhandlung für Tischlerbedarf, Beschläge und Werkzeug entwickelt. Zum Bedauern vieler Kunden schließt es 1995 seine Pforten in der Kurt-Schumacher-Straße.

1866

1. Januar
Der Maurer- und Steinhauermeister August Zahn richtet im Hause Leipziger Straße 9 ein eigenes Baugeschäft ein, das sich rasch zu einem gutgehenden Unternehmen entwickelt.

13. Mai
Der Kaufmann Louis Dietrichs eröffnet im Steinweg eine Weißwarenhandlung. Vor allem durch ihr Angebot an Kinderkleidung wird die weit über 100 Jahre bestehende Firma, seit 1911 in der Wilhelmsstraße ansässig, bei den Kundinnen stets hoch geschätzt.

1. Oktober
Der Instrumentenmacher Christian Gottlieb Lederer eröffnet im Hause Graben 27 eine Werkstatt für Blechblasinstrumente. Das über 100 Jahre bestehende Unternehmen entwickelt sich später zu einem beliebten Fachgeschäft für Musikinstrumente, Noten und Schallplatten.
Im gleichen Jahr gründen die Kaufleute Ludwig Baur und Hugo Horn in der Oberen Königsstraße ein Tapetengeschäft, das sich über 100 Jahre eines guten Rufs erfreut.

8. Oktober
Vom Balkon des Roten Palais am Friedrichsplatz erfolgt gegen 11 Uhr in feierlicher Form die offizielle Verkündigung, daß Kurhessen nun zum Königreich Preußen gehört. Vor allem im Bereich der Wirtschaft sollte dies bedeutende Auswirkungen haben. Das Datum markiert den Auftakt zur Industrialisierung in Kurhessen und insbesondere in Kassel.

1867

29. März
Die preußische Regierung ordnet an, dass das Zunftmonopol in Kurhessen aufgehoben und die Gewerbefreiheit eingeführt wird.

1. Juli
Die preußische Post übernimmt das kurhessische Postwesen, das seit 1816 von den Thurn und Taxis betrieben wurde. In Kassel wird eine Ober-Post-Direktion eingerichtet.

14. Oktober
Die Drucker in Kassel und Umgebung organisieren sich gewerkschaftlich.
In diesem Jahr wird der "Verein Deutscher Tabakinteressenten" in Kassel gegründet.
Der 25jährige Architekt, Maurer und Steinhauer Heinrich Schmidtmann macht sich mit einem Bau- geschäft selbständig.
Salomon Fröhlich und Richard Wolff richten eine mechanische Weberei ein und beliefern unter anderem Eisenbahn, Marine und Heer mit Segeltuch. Im Jahre 1903 beschäftigt die Firma 500 Mitarbeiter.

1868

1. Mai
Am Schlossplatz in der Altstadt eröffnet Ernst Hühn eine Buch-, Kunst- und Antiquariatshandlung.

11. Juli
In der Unteren Königsstraße 71 eröffnet Rudolph Schlunk eine Kolonialwaren-, Delikatessen- und Teehandlung. Bald erweitert er sein Angebot um Wein, Tabak und Zigarren und zieht um in die Obere Königsstraße.

Im gleichen Jahr:
In der Unterneustadt richtet der Kaufmann Georg Wenderoth eine Kartonagenfabrik und eine "lithographische Anstalt" ein und liefert den Spezialbedarf von Apotheken, Krankenhäusern und Ärzten. Die sich gut entwickelnde Firma wird 1895 in eine Aktiengesellschaft für pharmazeutische Bedarfsartikel umstrukturiert.
Schreinermeister Johannes Dötenbier gründet in der Oberneustadt eine Bau- und Möbelschreinerei. Im Laufe der Jahre verlagert sich der Schwerpunkt der Produktion auf die Herstellung von Särgen.

1869

24. Mai
Die Gewerbliche Zeichenschule wird ins Leben gerufen (später in erweiterter Form: Kunstgewerbeschule).

21. Juni
Mit der Gewerbeordnung für den norddeutschen Bund werden Gewerbefreiheit und Freizügigkeit in Kurhessen eingeführt.

22. Dezember
Schornsteinfegermeister aus Kassel und Umgebung beantragen die Errichtung einer Innung, die die Königliche Regierung, Abteilung des Innern, am 31. Dezember genehmigt.

1870

1. Februar
Für Mädchen wird eine Berufsschule eingerichtet (heute Elisabeth-Knipping-Schule).

1. Juni
Auf dem Gelände rund um das Orangerieschloß wird die "Allgemeine Industrie-Ausstellung für das Gesamtgebiet des Hauswesens" eröffnet. Die gute Öffentlichkeitsarbeit lässt die Ausstellung zu einem großen Erfolg werden. Nach einer vierwöchigen Verlängerung schließen sich die Ausstellungstore endgültig am 5. Oktober.

1. September
Die Kaufleute Georg Friedrich Wülbern und Eduard Christoph Sethe gründen eine Eisengroßhand- lung. 1880 tritt Fritz Hackländer in das Unternehmen in der Wolfhager Straße ein.

2. September
Nach dem Sieg über die französische Armee bei Sedan bricht auch in Kassel unbeschreiblicher Jubel aus. Bis 1918 wird dieser Tag als "Sedantag" gefeiert. Es gibt schulfrei, die Schuljugend versammelt sich zu besonderen Feiern und zu Fackelzügen.

5. September
Gegen zwölf Uhr schlägt in Aachen die Geburtsstunde des Rufs "Ab nach Kassel!" Die Aachener rufen es auf dem Bahnhof dem durchreisenden gefangengenommenen Kaiser Napoleon III. zu, der nach Kassel verbracht wird. Die Fremdenverkehrswerbung greift immer wieder auf diesen Ruf als Werbeslogan zurück.

10. Oktober
Auf Plätzen und Straßen stehen die ersten Reklamesäulen, sog. Litfaß-Säulen, auf denen "Gewerbliche Anzeigen, Nachrichten über öffentliche Vergnügungen und sonstige Ankündigungen" angebracht werden können. Zuwiderhandlungen, das heißt "wildes Plakatieren", werden mit Geldstrafe bis zu zehn Talern oder Gefängnis geahndet.

1. November
Eine Hängebrücke über die Fulda, die Drahtbrücke, wird dem Fußgängerverkehr übergeben. Da die Brücke von Privatleuten vorfinanziert worden ist, werden für das Überschreiten der Brücke drei Pfennig pro Person erhoben. Für häufige Benutzung gibt es eine Abonnement-Karte.
In diesem Jahr kauft die Firma Henschel & Sohn Gelände in Rothenditmold und errichtet dort in den folgenden Jahren ein Zweigwerk. Als erster Abschnitt entsteht 1871 die Hammerschmiede.

Der Eisenbahn-Rangierbahnhof in Rothenditmold beginnt zu entstehen.
Die Feinmechaniker Arwed und Richard Hahn richten eine eigene Werkstatt ein, Grundstein der später weithin geschätzten Firma A. & R. Hahn, Cassel, Institut für militärwissenschaftliche Instrumente.

1871

25. Mai
Die "Handelskammer zu Cassel" konstituiert sich. Rechtliche Grundlage für die Gründung ist das preußische Gesetz vom 24. Februar 1870. Der Tätigkeitsbereich der Kammer umfaßt Stadt- und Landkreis Kassel.

1. Dezember
In Kassel leben 46943 Menschen.

1872

1. Januar
Nach der Reichsgründung übernimmt jetzt die "Kaiserliche Deutsche Post" das gesamte Postwesen.
Anfang dieses Jahres gründen Friedrich Stahl und Carl Nölke eine Zündholzfabrik, die ein halbes Jahrhundert später den ersten Platz unter den Zündholzfabriken in Deutschland einnimmt.

11. Juni
1.500 Wohnhäuser werden erstmals in Kassel direkt - über neugeschaffene Leitungen in die Gebäude - mit Trinkwasser versorgt. Die Bewohner dieser Häuser brauchen nicht mehr an Wasserstellen oder Brunnen zu gehen und sich in der Wohnung einen Wasservorrat anzulegen.

18. Oktober
Der Konditor Johann David Paulus eröffnet am Ständeplatz eine Konditorei.

1. Dezember
In Bettenhausen gründet Gustav Richter eine Werkstatt, aus der sich eine Maschinenfabrik ent- wickelt, die über 100 Jahre besteht.

Im gleichen Jahr:
Die "Hessische Actien-Bierbrauerei" in Wehlheiden ist die erste im Kasseler Raum, die in der Unternehmensform Aktiengesellschaft gegründet wird. Bei der Bevölkerung erfreut sich dieses Bier keiner sonderlichen Beliebtheit; im Volksmund geht sogar das Wort von der "Dividendenjauche" um.
Kommerzienrat Moses B. Bodenheim errichtet eine Faßfabrik unweit des Hauptbahnhofs. 1878 erreicht die Jahresproduktion 250 000 Fässer, die zur Lagerung von Bier, Wein, Sauerkraut und vielem anderen Verwendung finden.
Mit der Gründung der Waggonfabrik Sethe und Kribben nahe dem Güterbahnhof der Halle- Kasseler-Bahn entsteht Kassels zweites Unternehmen dieser Branche, das aber schon nach einigen Jahren stillgelegt wird. Den stillgelegten Betrieb kauft 1882 Peter Wegmann.

1873

Im Mai stellt Henschel & Sohn die Lokomotive mit der Fabriknummer 500 fertig.

1. Juli
Wilhelm Weber und Eduard Weidemeyer übernehmen die Hotopsche Druckerei und bauen sie zu einem der führenden Druckunternehmen in Kassel aus.
Im gleichen Jahr errichtet der Fabrikant Philipp Schnell in der Nordstadt eine Buntpapierfabrik.
Die Papierfabrik bei Niederkaufungen wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und von Grund auf modernisiert.

Mit der Eröffnung der Gewerbehalle am Friedrich-Wilhelms-Platz (heute Scheidemannplatz) soll Handwerkern und Gewerbetreibenden die Möglichkeit geschaffen werden, insbesondere kunstge- werbliche Erzeugnisse auszustellen. Neue Maschinen und Motoren sollen in Tätigkeit vorgeführt werden.

1874

23. März
In der Orléansstraße 31 richten die Kaufleute Wilhelm Maurer und Georg Homburg eine Groß- handlung in Drogen, Farben und Chemikalien ein. Die Firma feiert 1974 ihr 100jähriges Bestehen.

1.Mai
Arthur Heinsius eröffnet gegenüber dem Rathaus das Bettwaren-, Leinen- und Wäschegeschäft Heinsius & Sander.
Im gleichen Monat gründet Reinhardt Brandau in der Oberen Karlsstraße ein Sanitärfachgeschäft.

1. Juli
Carl Friedrich Naatz gründet in der Marktgasse ein Drogerie- und Farbwaren-Detail-Geschäft.

1875

11. Januar
Der Siebmacher Joseph Linker läßt sich in Kassel nieder. Sein Geschäft mit Sieben und Drahtpro- dukten, seit 1900 am Altmarkt, entwickelt sich gut. Über Jahrzehnte hinweg ist das Drahtwerk Linker ein Begriff.

8. April
Apotheker Ludwig Gunckel erhält die Genehmigung für eine Apotheke in Wehlheiden, die spätere Kronen-Apotheke.

1. Mai
Der Fuhrwerksbesitzer Friedrich Wilhelm Meyer gründet ein Transportunternehmen, das später von den langjährigen Mitarbeitern August Hartmann und Wilhelm Schröder übernommen wird.
Im Juli lassen die Schreinergesellen Adam und Conrad Credé die von ihrem Vater übernommene Bau- und Möbelschreinerei in das Handelsregister eintragen. Im Laufe der Zeit reift der Plan, eine Eisenbahnwaggonfabrik zu errichten.

1. Oktober
Die "Gasbereitungsanstalt" am Holländischen Tor geht in den Besitz der Stadt über.
August Döring eröffnet in der Marktgasse ein Fachgeschäft für Textilien, Wäsche und Kurzwaren. 125 Jahre später feiert die Firma als renommiertes Markthaus in der Wilhelmshöher Allee 264 ein seltenes Jubiläum.

Otto Vogt erwirbt die Große Ahnaberger Mühle und baut sie zu einem leistungs- fähigen Mühlenbetrieb aus.

1876

1. Januar
In der Museumsstraße 7 (heute Kurfürstenstraße) nimmt die Reichsbankstelle ihre Tätigkeit auf.

1. November
Der 25jährige Kaufmann Heinrich Salzmann tritt in die väterliche Firma ein. Sie bildet für ihn den Ausgangspunkt zur Errichtung der später Weltruf erlangenden Textilfabrik Salzmann & Co., deren größtes Werk in Bettenhausen entsteht.

In diesem Jahr wird das "Kaiserliche Telegraphenamt zu Kassel" eingerichtet, zunächst in einem Privathaus, nach wenigen Jahren in dem neu errichteten Postgebäude am Königsplatz.

1877

23. Januar
Im Friedrichsgymnasium in der Wolfsschlucht erhält Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm II., das Reifezeugnis. Seit 1874 besuchte er dieses Gymnasium.

1. April
Die Gewerbehalle veranstaltet für fünf Monate eine "Fachausstellung von Heizungs- und Ventila- tionsanlagen".

9. Juli
Mit zwei in England gebauten Dampf-Zugmaschinen und vier Personenwagen nimmt die "Cassel Tramway Company Limited" auf der Strecke Königsplatz bis Wilhelmshöhe den Verkehr auf.
Anfang September beginnt Adolph Harloff, mit Getreide, Mehl und Futtermitteln zu handeln, ver- legt sich aber bald auf Kohlen "en gros et détail". Die günstige Entwicklung des Unternehmens führt dazu, daß bis 1902 fünf Filialen zwischen Mannheim und Ruhrort eingerichtet werden.

1878

11. September
Die Fasshalle der "Hessischen Actien-Bierbrauerei" an der Wilhelmshöher Allee, Ecke Adolfstraße, dient der 51. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte für eine Woche als Tagungsstätte.

11. Oktober
Der 32jährige Fabrikant Carl Beck und der 22jährige Techniker Gustaf Henkel gründen eine offene Handelsgesellschaft, Keimzelle der späteren "Maschinenbau AG vorm. Beck & Henkel".
Im gleichen Jahr werden auf dem Hauptbahnhof "Personensperren" installiert, die ersten Bahnsteigsperren in Deutschland überhaupt. Wer jemanden zum Zug bringen oder vom Zug abholen will, muss eine Bahnsteigkarte lösen.

1879

1. Januar
Ludwig Friedrich Föbus ruft das "Kasseler Sonntagsblatt" ins Leben. Er beginnt mit neun Abonnenten.

15. Juli
Das seit 1853 erscheinende Gewerbliche Tageblatt heißt jetzt: "Casseler Tageblatt und Anzeiger".

18. September
Auf den Elfbuchen wird ein neu errichteter Aussichtsturm eingeweiht. Die Wahlershäuser Gastwirtsleute Konrad und Elisabeth Fischer bieten in einer Schutzhütte in der Nähe des Turms Erfrischungen an.

28. September
Im Steinweg richtet Karl Barth eine Niederlage seines Greizer Kleiderstoffgeschäfts ein und betraut seinen Bruder Franz Barth mit der Leitung. Diesem gelingt es, das größte Stoffhaus Nordhessens zu schaffen.

1. November
Unter Garantie des Kreisständischen Verbandes des Landkreises Kassel wird die Spar- und Vorschusskasse (später Kreissparkasse) gegründet, um Bewohnern des Landkreises Gelegenheit zu geben, Ersparnisse anzulegen und Darlehen aufzunehmen.

21. November
Der Unternehmer Sigmund Aschrott spendet dem Kinderkrankenhaus "Kind von Brabant" im Königstor 300 Reichsmark.
Die 1000. Lokomotive verläßt in diesem Jahr das Henschel-Werk.

1881

27. Februar
Durch Kassels Straßen bewegt sich erstmals ein Karnevalszug.

22. März
Das im Stil eines italienischen Palazzo errichtete Postgebäude am Königsplatz ist fertiggestellt und wird abends prächtig illuminiert. Es nimmt die Kaiserliche Oberpostdirektion, das Postamt 1 und das Telegrafenamt auf.

3. Mai
Auf der Grundlage des Genossenschaftsrechts gründet eine Gruppe von Beamten die Kasseler Beamtenbank eGmbH, die sechs Jahrzehnte später (1943) von der Volksbank übernommen wird.

1. April
In der Nordstadt gründet Moritz Gottschalk mit einem Kompagnon eine "Fabrik aller Sorten Leinen, Segeltuch und Drell, wasserdichte Wagendecken etc."

24. April
Der Kaufmann Fritz Haltaufderheide eröffnet in der Oberen Königsstraße 24 ein Geschäft, in dem er Porzellan und Steingutgeschirre, Glaswaren, Bestecke, Spezereien und Genußmittel wie Kaffee und Tee anbietet.
Die Gebrüder Suren gründen in diesem Jahr ein Unternehmen, das sich mit der Herstellung und dem Großhandel von Unterzeugen in Wolle, Baumwolle und Macco befasst.

17. November
Briefmarkensammler gründen einen "Verein für Briefmarkenkunde Kassel."
Im gleichen Jahr wird Kassels Nachtwächter arbeitslos, da das Abrufen der Nachtstunden eingestellt wird.

1882

1. August
Hermann Löwenthal eröffnet in der Hohentorstraße 23, im Schatten der Martinskirche, eine "christliche Buchhandlung" (heute Buch + Kunst Lometsch KG).

1. September
August Siemon eröffnet mit seinem Partner August Ritter in der Oberen Königsstraße 9 eine "Cigarren- und Tabakhandlung".

2. November
Peter Wegmann gründet mit Partnern die "Casseler Waggonfabriken Wegmann, Harkort & Co." Bereits im ersten Jahr fertigen 210 Beschäftigte 273 Güter- und Kohlenwagen sowie 15 Personenwagen. 1886 erhält die Firma den Namen Wegmann & Co.

1883

1. April
Am Altmarkt eröffnet die Tapeten- und Polsterwarenhandlung Grisel & Uberich ihre Pforten. Über 100 Jahre wird die Firma in der Familie weitergeführt.

5. April
Das Denkmal für Louis Spohr wird mit großen Feierlichkeiten auf dem Opernplatz eingeweiht. Es steht nicht weit von der Wirkungsstätte des berühmten Dirigenten und Komponisten, dem Hoftheater an der Ecke Obere Königsstraße/Opernplatz. Heute erhebt sich dort der Kaufhof.

1. September
Der Kaufmann Heinrich Wagner gründet auf dem Grundstück des väterlichen Zimmereibetriebes am Königstor eine Kohlen-, Koks- und Brennstoffhandlung. Daraus entwickelt er ein leistungsfähiges Speditions-, Transport- und Kohlehandelsunternehmen, das viele Jahrzehnte besteht.

Im gleichen Jahr:
In Rothenditmold beginnt die Jute-Spinnerei und Weberei AG mit der Produktion von Jutegarn, Juteleinen und Jutesäcken. 1913 beschäftigt das Werk rund 800 Arbeiterinnen und Arbeiter und zählt zu dieser Zeit zu den größten Betrieben in Kassel.
In der Sedanstraße nimmt der Kaufmann Georg Engelhardt die Schuhherstellung in größerem Stil in Angriff. Die Einführung der mechanischen Lederschuhproduktion macht ihn zu einem Pionier auf dem Gebiet der Herstellung von fußgerechtem, gesundheitsorientiertem Schuhwerk. 1958 feiert die "Chasalla-Schuhfabrik" ihr 75jähriges Bestehen.

1884

5. Januar
Um gemeinsame "Standesinteressen" zu wahren und die berufliche Weiterbildung zu fördern, schließen sich Ingenieure zum "Technikerverein" zusammen. 1951 gibt sich der Verein den heutigen Namen "Verein der Bauingenieure Kassel 1884".

1. Juni
In der Klosterstraße eröffnet die Familie Kell ein Transportunternehmen mit Pferdewagen sowie eine Kohlenhandlung.
Wilhelm Urban beginnt in diesem Jahr eine eigene Fabrik in Wehlheiden aufzubauen. Sie stellt Erdfarben her, insbesondere das weithin geschätzte Kasseler Braun.

1885

1. Januar
Die Buchdruckereibesitzer Johann Wilhelm Weber und Eduard Weidemeyer geben die "Casseler Allgemeine Zeitung" heraus, die sich 1923 mit der "Hessischen Post" zur "Kasseler Post" zusammenschließt und unter diesem Titel bis 1969 erscheint.

1. März
Im Gebäude der Deutschen Reichspost am Königsplatz wird die erste Fernsprecheinrichtung in Kassel in Betrieb genommen. 37 Teilnehmer sind angeschlossen; Ende des Jahres sind es bereits 60.

1. Dezember
Zu diesem Stichtag werden in Ortschaften um Kassel folgende Einwohnerzahlen festgestellt: Wehlheiden 5363 Seelen, Wahlershausen 2123 Seelen und Rothenditmold 2750 Seelen.

1886

10. März
Gustav Adolf Becker und Wilhelm August Marxhausen gründen im Rothenditmolder Weg 7 einen "Export chemisch-pharmaceutischer und chirugischer Artikel, Gummiwaaren etc." Nur wenige Jahre später werden auch Kartonagen und Papierwaren für den pharmazeutischen Bedarf gefertigt.
Im gleichen Jahr legt August Uhlendorff in Bettenhausen eine Eisengießerei und Maschinenfabrik an, in Ergänzung und Erweiterung des Eisenhüttenwerkes Veckerhagen. 1887 verlegt Uhlendorff die Gesamtverwaltung beider Werke nach Kassel.

1887

Der Kaufmann Johann Wilhelm Imhoff beginnt mit der Produktion von Pfeifen. Durch seine Erfindung einer Gesundheitspfeife erlangt er Weltgeltung. Auch Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm II. werden Raucher dieser Gesundheitspfeife.
Die Fuldamühle gegenüber dem Finkenherd, die Vogtsche Mühle, wird um einen Anbau erweitert. Ein in der Hauptgeschäftsstraße der Altstadt, der Marktgasse, gegründetes Zigarrengeschäft wird 1902 von Rudolf Allmeroth übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Tabakwarengeschäft in der Kölnischen Straße 7 zu finden.

1. Dezember
Julius Justus Kress gründet eine "Lithographische Anstalt". Die Druckerei befindet sich heute in vierter Generation in Familienbesitz.

1888

Die ersten Gasherde kommen nach Kassel. Im Kreise der Hausfrauen gelten sie zunächst als unpraktisch und vor allen Dingen als viel zu kostspielig.

1. März
Im Königstor 9 gründen die Kaufleute Heinrich Grebe und Julius Heinrich Hafer eine Baustoffgroßhandlung mit Fliesenabteilung, Keimzelle der über 100 Jahre alten Installationswarengroßhandlung Grebe & Hafer.

1. April
Das Fachgeschäft für Glas, Porzellan und Haushaltswaren Arthur Thomas öffnet seine Pforten.

8.April
Schmiedemeister Andreas Thielemann übernimmt die von Friedrich Wachenfeld gegründete Schmiede in der Bremer Straße und begründet damit eine über 100jährige Entwicklung.

1. Mai
Heinrich und sein Bruder Konrad Wenzel gründen ein Möbeltransportunternehmen, das eine über 100jährige Entwicklung nimmt.
In einem Dorf bei Kassel richten im gleichen Jahr die Apotheker Evens und Pistor eine Fabrikationsstätte für Verbandsstoffe ein. Die Firma ist vor dem Ersten Weltkrieg einer der bedeutendsten Hersteller von ärztlichen Instrumenten in Deutschland.

1889

Die vom Kaiserlichen Telegraphenamt betriebene Stadt-Fernsprecheinrichtung zählt 213 Teilnehmer. Die Gebühr wird pauschal erhoben: 150 Reichsmark pro Jahr.
Im März rufen umsichtige Einzelhandelskaufleute dazu auf, mit Kollegen einen Verband zu gründen. Im Hause des Kaufmanns Heinrich Claus in der Müllergasse 21 wird von 100 Kaufleuten der Vorläufer des Einzelhandelsverbandes Hessen-Nord ins Leben gerufen.

Im Steinweg 22 gründen die Klempner- und Installationsmeister August Baethke und Johannes Rüppel ein eigenes Unternehmen, das 1928 in der Hohenzollernstraße 33 ansässig wird.
August Kulemann eröffnet am Friedrichsplatz ein Posamentierwarengeschäft. Das Sortiment wird später auf Modebekleidung ausgedehnt.
Der Wahlershäuser Georg Rennert macht in seinem Heimatort ein Baugeschäft auf. Der junge Kaufmann Adolf Schmitt gründet zusammen mit einem Dortmunder Brauereifachmann die "AG für Trebertrocknung", die im Jahre 1901 mit einem spektakulären Zusammenbruch endet.

Die Brüder Heinrich, Louis und Johannes Müller gründen in der Kölnischen Straße 12 eine Steindruckerei. 1920 übernimmt Hans Meister die Firma und baut sie erfolgreich aus.

31. Juli
Kaiserin Auguste Victoria residiert bis zum 7. August auf Schloss Wilhelmshöhe. Jahr für Jahr kommt nun auch die kaiserliche Familie für einige Sommertage nach Wilhelmshöhe.

1. November
Erstmals erscheint die Tageszeitung "Hessische Post", 1892 kurze Zeit mit dem Untertitel "Zeitung für unparteiische Politik".

7. November
Kräne, Aufzüge für Personen und Lasten, Zentrifugalpumpen, Ventilatoren und Schlachthauseinrichtungen stehen auf dem Produktionsprogramm der an diesem Tag gegründeten Maschinenbau AG vorm. Beck & Henkel.

1890

1. April
In Kirchditmold gründet Friedrich Wilhelm Burghard einen Maurer- und Steinhauerbetrieb. 1905 tritt als Teilhaber Ludwig Lingelbach in die Firma ein.

11. April
Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck wird zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

18. Mai
Auf dem Hohen Gras im Habichtswald weiht der Niederhessische Touristenverein einen neuen Aussichtsturm ein.
Im Herbst dieses Jahres gründen Gastwirte den Wirteverein von Kassel und Umgebung, um die fachlichen Interessen des gastronomischen Gewerbes zu wahren und arbeits- und sozialrechtliche Belange zu vertreten (heute Hotel- und Gaststättenverband).

Die Invaliditäts- und Altersversicherungs-Anstalt für Hessen-Nassau wird gegründet.

2. Juli
Um Wasserkraft im Interesse der Stadt nutzbar zu machen, erwirbt der Magistrat der Stadt Kassel die stillliegende "Neue Mühle" bei Niederzwehren. Ihr Umbau zu einem Elektrizitätswerk stellt einen Meilenstein in der Elektrizitätsversorgung dar.

1891

1. Januar
Mit dem "Volksblatt für Hessen und Waldeck" erscheint jetzt regelmäßig eine Tageszeitung für sozialdemokratische Leser.

24. Mai
Nachdem das neue Elektrizitätswerk an der Neuen Mühle, projektiert und ausgeführt von dem Ingenieur Oskar von Miller aus München, in Betrieb gegangen ist, brennen in Kassel zum ersten Mal elektrische Straßenlaternen.
In diesem Jahr nimmt die "Maschinenbau-Anstalt Kaiser & Brenn" ihre Arbeit auf. Sie liefert Schlachthaus- und Kadaververwertungseinrichtungen sowie Drahtseilbahnen.

1892

31. März
Der 25jährige Georg Christoph Beck richtet im väterlichen Haus Schlachthofstraße 32 eine fein- mechanische Werkstatt ein. Die Firma Chr. Beck & Söhne entwickelt sich zu einem weithin geschätzten Lieferanten für Ferngläser und Mikroskope.

1. April
Der Maurer- und Zimmermeister Heinrich Kretschmer gründet in Wehlheiden ein Baugeschäft. Nach dem Zweiten Weltkrieg spezialisiert sich der Firmeninhaber auf Holzhandel und Holzverarbeitung.

Nach Ostern :
In allen Mädchenschulen wird Hauswirtschaft zum Pflichtfach. Von Kassel aus setzt sich dies in ganz Deutschland durch.

Mai
Letztmals werden die Stunden vom Turm der Martinskirche mit dem Horn geblasen.

29. Mai
Tabakproduzenten und -verarbeiter gründen in Kassel den "Deutschen Tabak-Verein".

10. Juni
Die Eigentümer von "selbsttätigen Verkaufsapparaten - den sogenannten Automaten" machen sich strafbar, "wenn sie nicht geeignete Vorkehrungen treffen, um die Entnahme der feilgebotenen Gegenstände an Sonn- und Feiertagen" außerhalb der Ladenöffnungszeiten zu unterbinden.

22. Juni
Johannes und Heinrich Wimmel vermachen der Stadt ihren Nachlaß im Wert von 500 000 Mark zum Bau gesunder Wohnungen.

16. Oktober
Die Renovierungsarbeiten an und in der Martinskirche sind abgeschlossen und die neogotischen Türme fertiggestellt. Das Bild der Türme, in deren Schatten die Brauerei Kropf ansässig ist, wird später von der Firma als Werbebild verwendet. Generell werden die Türme dieser Kirche zu einem Wahrzeichen für "Alt-Kassel".

31.Oktober
Der Kaufmann Alexander Hausen gründet eine "Fabrik des Casseler Hafer-Cacaos". Die kräftigenden Kasseler Hafer-Kakao-Würfel, später ein Produkt der Kasseler Nahrungsmittelwerke Schüle- Hohenlohe AG in der Sandershäuser Straße, besitzen Jahrzehnte hindurch Weltruf.

Im gleichen Jahr:
Schreinermeister Jakob Baum macht sich selbständig. Aus dem Handwerksbetrieb entwickelt sich ein größeres Möbelgeschäft.
Das "Spitzenhaus Dina Müller" wird gegründet. Das Kurzwarengeschäft besteht viele Jahrzehnte.

1893

28. Februar
Drogisten schließen sich zur "Kasseler Drogistenvereinigung" zusammen.

31. März
Um 24 Uhr werden zur Einführung der einheitlichen mitteleuropäischen Zeit sämtliche Uhren in der Stadt um 20 Minuten vorgerückt.

1. Mai
Im Villengebiet von Wilhelmshöhe wird ein Elektrizitätswerk in Betrieb genommen, das Gustav Henkel, Mitinhaber der Kasseler Maschinenbau-AG vorm. Beck & Henkel, in Privatinitiative errichtet hat. In vertraglicher Abstimmung mit der Gemeinde Wahlershausen richtet er eine elektrische Straßenbeleuchtung ein.

26. Juni
Zum letzten Mal wird der Wollmarkt abgehalten, der seit längerem an Bedeutung verloren hatte, da die Wiegegeld-Einnahmen die entstandenen Kosten nicht mehr decken.

28. August
Eine Lücke im Reichspostgesetz ausnutzend, richtet Otto Böhme eine innerstädtische private Postbeförderung ein. Der "Casseler Courier" befördert Briefe und Karten zu günstigeren Tarifen als die Reichspost.

1894

März
Emilie Schönian gründet den Frauenarbeitsverein, der arbeitslosen Frauen Beschäftigung und Verdienst vermittelt.

23. Juni
Auf Initiative des Kaufmanns Ferdinand Berneburg wird die Baugenossenschaft "Spar- und Bauverein Kassel" gegründet. 1897 entstehen die ersten Wohnhäuser dieser Selbsthilfeorganisation an der Eisenschmiede und in Niederzwehren.

18. November
Nach dem Tod des Firmenchefs Oskar Henschel leitet die Witwe Sophie Henschel fast zwei Jahrzehnte das größte Unternehmen der Stadt, die Maschinenfabrik Henschel & Sohn. Vorbildliches leistet Sophie Henschel auch auf sozialem Gebiet.

20. Dezember
Das neue Gaswerk im Osten der Stadt wird in Betrieb genommen. Es vermag pro Tag 40.000 Kubikmeter Gas zu erzeugen, die zwanzigfache Menge des alten Gaswerks.

Im gleichen Jahr:
In der Unteren Karlsstraße 10, am Fischbrunnen, eröffnet Max Siering eine Buchhandlung. Seit 1962 ist sie in der Friedrich- Ebert- Straße 16 zu finden.
Kaufmann Theodor Kranefuß macht sich selbständig und wird, auch als Versandgeschäft, führend in der Bettenbranche.

Zum ersten Mal wird das Auersche Gasglühlicht in Kassel vorgeführt. Im Vergleich zu der bisher allgemein verwendeten offenen Gasflamme bedeutet dies eine enorme Verbesserung, so dass sich die sogenannten Glühstrümpfchen rasch einbürgern.

1895

1. April
Durch Übernahme von Eisenbahnstrecken aus den Direktionsbezirken Elberfeld, Erfurt, Frankfurt a. M. und Hannover entsteht die Königlich Preußische Eisenbahn-Direktion zu Kassel.

14. Juni
In Kassel findet eine Berufs- und Gewerbezählung statt.

1. Oktober
Der Kaufmann Hans Wild erwirbt die Firma Oskar Rocholl, Hersteller von Stöcken und Tabaks- pfeifen.
Die Kasseler Straßenbahn geht in den Besitz des Bankhauses Erlanger und Söhne in Frankfurt a. M. über. Dieses beabsichtigt, den bisherigen Dampfbetrieb auf elektrischen Betrieb umzustellen.

5. November
Das Landkrankenhaus zieht aus dem veralteten Charité-Gebäude an der Leipziger Straße in moderne Klinikbauten auf dem Möncheberg.

10. November
Nur wenige Monate nach Eröffnung der Dampfschifffahrt auf der Fulda ereignet sich ein Schiffsunglück, das ganz Kassel erregt. Auf einer Ausflugsfahrt reißt in dem Motorboot "Marie" die Steuerkette, das Schiff treibt auf das Wehr am Finkenherd zu und zerbricht. Drei der sieben Insassen ertrinken.

1. Dezember
Kassel hat 81752 Einwohner.

18. Dezember
Auf Initiative des Landesökonomierats Georg Rexerodt wird eine Filiale der "Raiffeisen und Consorten, Neuwied" in Kassel gegründet, heute Raiffeisen-Warenzentrale Hessenland GmbH, Kassel.

Im gleichen Jahr:
Mauermeister Richard Wurbs gründet ein Unternehmen für Hoch-, Tief-, Beton- und Eisenbetonbau.
Hermann Barte gründet eine "Mineralwasserfabrik" und richtet zahlreiche Trinkhallen im Stadt- gebiet ein. 1943 betreibt die Firma Barte & Terjung 30 Trinkhallen.

Rothenditmold erhält eine eigene Apotheke, die Germania-Apotheke in der Wolfhager Straße.

1896

1. März
Am Ständeplatz 5 eröffnet Heinrich Ferdinand Zahn eine Fahrrad-Handlung. Auch nach über 120 Jahren befindet sich die Firma in Familienbesitz.

1. April
Die "Aktiengesellschaft zur Erbauung eines eisernen Stegs über die Fulda" tritt ihre Eigentumsrechte an die Stadt Kassel ab. Für das Überschreiten der Drahtbrücke braucht kein Brückengeld mehr gezahlt zu werden.
Die Brauerei Kropf hat die räumliche Enge der Altstadt gänzlich verlassen. Brauerei und "Comptoir" befinden sich jetzt in der Kölnischen Straße 98, Fernsprecher Numero 3.

6. Juni
In der Bremer Straße wird das erste von der Stadt betriebene Volksbad eröffnet, das die Möglichkeit bietet, preisgünstig zu duschen oder ein Wannenbad zu nehmen. In einer Zeit, in der nur die wenigsten Kasseler Wohnungen Badezimmer haben, ist dies eine wichtige Neueinrichtung. Verlangten die bisher bestehenden privaten Badehäuser eine Mark, ist nun ein Duschbad für zehn Pfennig zu haben.

1. September
Wegen der starken Geräuschbelästigung ordnet der Bürgermeister der Gemeinde Bettenhausen für Pferdefuhrwerke eine Geschwindigkeitsbegrenzung an. Unter anderem gilt sie "in der Nähe der Kirche während des Gottesdienstes".

1. Oktober
Die "Königliche Baugewerkschule zu Cassel" in der Kölnischen Straße 22 beginnt mit der Ausbil- dung von zukünftigen Bauingenieuren.
In diesem Jahr schließen sich Kasseler Kohlenhändler zusammen und richten ein Verkaufsbüro ein: "Glückauf" Kohlenhandelsgesellschaft mbH Kassel.

1897

6. März
Der Eisenbahnverein gründet eine Spar- und Darlehenskasse für Eisenbahnbeamte und -arbeiter.

16. Juni
Der 39jährige Rudolf Diesel stellt erstmals einem größeren Kreis von Fachleuten, der 38. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure, einen neuen, später nach ihm benannten Motor vor.

26. Juli
Ein Handwerkergesetz regelt nunmehr umfassend innere Verfassung und Zuständigkeiten der Innungen. Mit Zustimmung der Mehrheit der Gewerbetreibenden eines Bezirks ist die Bildung von Zwangsinnungen möglich.

1. September
In der Unteren Karlsstraße 1 gründen Theodor Grasmeyer und Wilhelm Landwehr ein Installationsgeschäft für elektrische Anlagen, die Firma Grasmeyer & Landwehr. Nach personeller Veränderung im Jahre 1898 lautet der Firmenname Landwehr & Schulz.

1. Oktober
In Niederzwehren haben die Brüder Adam und Conrad Credé eine Fabrik errichtet, in der die Fertigung von Eisenbahnwagen aufgenommen wird. Die Firma Credé wird bald zum festen Lieferanten der preußischen Staatsbahnverwaltung.

In diesem Jahr:
Durch Zusammenschluss der Losch'schen Brauerei Gebr. Sumpf und E. Wentzel wird die Herkulesbrauerei gegründet. Nach Übernahme der Schiebelerschen Brauerei 1898 und der Hessischen Aktienbrauerei 1912 heißt die Firma: Hessische und Herkules-Bierbrauerei AG.

1898

19. April
Die Oberrealschule I zieht in ihr neues Gebäude in der Kölnischen Straße (heute von der Albert-Schweitzer-Schule genutzt).

23. April
In den Räumen der Gesellschaft "Lesemuseum" am Ständeplatz findet die erste Stadtverordnetenversammlung auf der Grundlage der jetzt eingeführten preußischen Städteordnung für die Provinz Hessen-Nassau statt.

7. Mai
Nach starken Regengüssen ist die Ahna über die Ufer getreten. Die Gegend der Moritzstraße steht kurze Zeit unter Wasser.

10. Mai
Das von den Malermeistern Gebrüder Wimmel zur Erinnerung an die Einigung Deutschlands gestiftete Denkmal auf dem Wilhelmshöher Platz wird feierlich eingeweiht.

23. Juni
Der preußische Minister für Handel und Gewerbe ordnet die Bildung einer Handwerkskammer für den Regierungsbezirk Kassel an (gegründet 1900).

1. September
Die Holzgroßhandlung Ruland & Liebeck wird gegründet. 1903 kommt es zur Trennung der Partner. Emil Liebeck führt nun ein alleiniges Unternehmen in Wahlershausen.

10. September
Manfred Hausmann erblickt in Kassel das Licht der Welt. Der weithin bekannte Schriftsteller wird 1975 mit dem Wappenring der Stadt Kassel geehrt.

13. September
Der in den zwanziger Jahren berühmte Musiker, "König der Tanzmusik", Bernhard Etté, wird in Kassel geboren.

15. Oktober
Wilhelm Landwehr und Carl Schultz gründen in einer Zeit rasant sich entwickelnder Elektrifizierung ihre Firma, die über 100 Jahre bestehen wird.

14. Dezember
Aufnahme des elektrischen Betriebs der Straßenbahn (auf der Strecke Holländische Straße - Kirchweg).

1899

1. April
Die Gemeinde Wehlheiden wird Teil der Stadt Kassel, doch nicht nur das alte Dorf, sondern auch die modernen Straßenzüge mit Villen und mehrgeschossigen Häusern im Nordteil der Wehlheider Gemarkung, die bereits eine Fortsetzung der Stadt nach Westen hin darstellen.

2. August
Kasseler Zimmermeister gründen die "Zimmerer-Zwangs-Innung Cassel"

1. September
Kassels Einwohnerzahl hat die 100.000 überschritten. Kassel kann sich nun als Großstadt sehen.

Im gleichen Jahr:
Die 5000. Lokomotive wird bei Henschel & Sohn produziert. Die Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske richtet ein Technisches Büro in Kassel ein.
Die Brüder Heinrich und Wilhelm Genuit gründen eine Werkzeug- und Maschinenhandlung.

In der Wilhelmsstraße macht der Schlossermeister Georg Auell eine Bauschlosserei auf.
Franz Ziegenbalg gründet eine Firma für Heizungsanlagen, die seit 1917 in der Friedrichsstraße 16 ansässig ist.

Erläuterungen und Hinweise

Glossar

Verfassung

Verfassung

Die Hessische Verfassung ist das wichtigste Gesetz in Hessen.

In der Verfassung steht zum Beispiel:

  • wer das Land regiert
  • wer die Gesetze machen darf
  • wie die Menschen zusammen leben sollen
Abgeordnete (Abgeordneten)

Abgeordnete (Abgeordneten)

Abgeordnete sind Menschen, die in den Land-Tag , Bundes-Tag oder das Europäische Parlament gewählt sind.
Die Bürger wählen die Abgeordneten.
Die Abgeordneten vertreten die Bürger im Land-Tag, Bundes-Tag oder dem Europäischen Parlament.
Und stimmen über Gesetze ab.

Freizügigkeit (freizügig)

Freizügigkeit (freizügig)

Menschen aus der EU können nach Deutschland kommen.
Sie brauchen keinen Aufenthalts-Titel.
Sie können ohne so ein Papier in Deutschland leben.
Sie können auch ohne so ein Papier in Deutschland arbeiten.