Karneval in Kassel

Sie sollen ja so stur sein, die Nordhessen! Und dann feiern die Karneval? Ja und wie! Da gibt es sogar – man möchte es kaum glauben – eine auf 600 Jahre zusteuernde Tradition! Chronisten sprechen von einer Urkunde aus dem Jahre 1431, die mit dem so genannten „Brotreichentag“ den Kasseler Karneval begründete.

Und vor über 200 Jahren feierte Napoleons Bruder Jérome, Kassels legendärer „König Lustig“, im Schloss Wilhelmshöhe rauschende Maskenbälle. Damit animierte der Franzose auch seine Untertanen in Kassel zur „schönsten Fastnachtslust“...

Und heute? Unter dem Zepter seines Prinzenpaares trägt das feierlustige „Volk“ vergnügt die Narrenkappe und verteilt Orden zuhauf – darunter den berühmten „In ioco veritas“. Und Tanzformationen in Gardeuniformen glänzen mit bühnenreifen Darbietungen. Längst gibt es in Kassel nach rheinischem Muster die Dachorganisation „Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften“. Und die sorgt dafür, dass die „Fünfte Jahreszeit“ heiter und erfolgreich ihren Lauf nimmt.

Kräftemessen beim Rathaussturm

Vielbeachteter Höhepunkt der fünften Jahreszeit in Kassel ist der Rathaussturm am Samstag vorm Rosenmontag. 2024 zog ein Festumzug mit rund 45 Wagen und 500 Aktiven dem Rathaus entgegen, dort begrüßt von Tausenden Schaulustiger. Der Kampf ging auch diesmal aus wie immer: Obwohl sich die fleißigen Bienen der Stadtgarde der Narrenmasse mutig entgegenstellten, konnten sie am Ende doch nichts ausrichten. Das Rathaus fiel dem geballten Humor zum Opfer, und auch der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller musste - wie alle seine Vorgänger - die Herrschaftsgewalt über die Stadt samt Rathausschlüssel aus den Händen geben. Für die Abdankung gebührte ihm immerhin ein letzter Applaus des Publikums.
Und politisch wird es dann bei der traditionellen närrischen Stavo: Unterbrochen von Darbietungen, verteilen kostümierte Rednerinnen und Redner aller Couleur Spitzen und Klamauk, gewandet in Verse und Frohsinn. 

Geschichte des Karnevals in Kassel

  • Bitte halten Sie die Überschrift nicht für einen Karnevalswitz, etwa in der Art, als wenn man sagte, die Kölner übten sich in den närrischen Tagen nicht in uraltem Brauchtum, sondern sie hätten einfach nur Spaß an der Freud.