Dr. Eva-Maria Schulz-Jander

Dr. Eva-Maria Schulz-Jander hat sich dem respektvollen Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen verschrieben. Die Tochter aus jüdisch-katholischem Elternhaus wurde 1935 in Breslau geboren.

Verfolgte wird Versöhnerin

„Das, was Bildung ausmacht, ist die Öffnung des Geistes" - dieses von ihr selbst formulierte Motto hat Dr. Eva-Maria Schulz-Jander gelebt. Jahrzehntelang hat sich die vierte Frau, die Kassel mit der Ehrenbürgerinnen-Würde der Stadt ausgezeichnet hat, für ein tolerantes und respektvolles Miteinander – gleich welcher Religions- oder Kulturzugehörigkeit - eingesetzt.

Geboren 1935 in Breslau, entkam ihre Familie nur knapp der Ermordung durch die Nationalsozialisten. Ihr jüdischer Vater überlebte die Inhaftierung in den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen, ihre katholische Mutter die Qualen der Zwangsarbeit.

1950 wanderte die Familie in die USA aus, aus denen Dr. Schulz-Jander 1967 nach Deutschland zurückkehrte und 1975 nach Kassel kam. 

1991 wurde Dr. Eva-Maria Schulz-Jander Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Während dieser 22 Jahre andauernden Tätigkeit wurde sie 1995 in den Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates der bundesweit 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit berufen. Von 2001 bis 2016 hatte Dr. Eva-Maria Schulz-Jander das Amt der katholischen Präsidentin inne. In diesen Funktionen war sie unter anderem maßgeblich an der Organisation der jährlich bundesweit stattfindenden „Woche der Brüderlichkeit“ beteiligt, die der Verständigung zwischen Juden und Christen sowie der Aufarbeitung des Holocausts dient.

Darüber hinaus war sie Mitbegründerin des Runden Tisches der Kulturgesellschaften und arbeitete im Kasseler Kulturforum mit. Maßgeblich war auch ihr Anteil an der Veranstaltungsreihe und Buchveröffentlichung „Erinnern und Erben in Deutschland“. Hervorzuheben ist weiterhin die Forschungsarbeit in Kooperation mit der Universität Kassel und der Jüdischen Gemeinde über den Kasseler Religionsphilosophen Franz Rosenzweig, dem Dr. Eva-Maria Schulz-Jander ein Buch widmete.

Berufliche Heimat der Doktorin der Romanistik und Philosophie ist in Kassel die Volkshochschule geworden. Dort hat sie Englisch gelehrt sowie moderne Literatur und Frauenfragen. Zudem moderierte sie unzählige Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen zu Themen des Nationalsozialismus‘, zur Geschichte Israels, dem Nahostkonflikt, zu Religionswissenschaft und Philosophie oder zu Aspekten des jüdischen Lebens. Für Ihre Verdienste wurde Schulz-Jander im Jahr 2015 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepubklik Deutschland ausgezeichnet.

Kassels neue Ehrenbürgerin habe es verstanden, Menschen zu verbinden und ganz vielfältig zur interkulturellen Verständigung beizutragen, hob Oberbürgermeister Christian Geselle hervor: „Sie haben es auf Ihre besondere Weise vermocht, nach dem Zivilbruch der Shoa für die Versöhnung zwischen Juden und Nichtjuden in unserem Land einzutreten. In Ihrer Person repräsentieren Sie geradezu den christlich–jüdischen Dialog."