Louis Spohr

Größter Violininterpret und gefeierter Hofkapellmeister

An Louis Spohr denken wohl die wenigsten Kasseler, wenn sie den Namen Spohrstraße hören - dort ist lediglich das Finanzamt zu Hause. Das Bronzedenkmal von Louis Spohr auf dem Opernplatz dagegen, 1883 enthüllt, erinnert an geeigneter Stelle in der Mitte Kassels an den berühmten Geigenlehrer Louis Spohr, den Kasseler Hofkapellmeister, dessen 150. Todestag im Jahr 2009 begangen wurde.

Louis Spohr, am 5. April 1784 in Braunschweig als ältestes Kind eines Arztes geboren, zeigte früh musikalisches Talent. Schon als Fünfjähriger sang er bei Empfängen Duette mit seiner Mutter, und nach der Musikerziehung am Braunschweiger Gymnasium wurde er vom Herzog von Braunschweig zum Kammermusikus ernannt. Nach der weitergehenden Ausbildung, die ihn auch nach Russland führte, galt der erst 21-jährige als brillanter Violinvirtuose, neben dem großen Paganini berühmtester Geiger seiner Zeit.

Schon 1805 avancierte er zum Konzertmeister in Gotha. Dort lernte er die Harfenvirtuosin Dorette Scheidler kennen und heiratete sie am 2. Februar 1806. Das Paar bekam vier Kinder. Die beiden ältesten Töchter überlebten und begründeten die Kasseler Nachkommenschaft. Nach einem zweijährigen Intermezzo als Kapellmeister des Theaters an der Wien übernahm er im Winter 1817 die Kapellmeisterstelle am Theater in Frankfurt am Main. Hier feierte er 1818 mit seiner Oper "Faust" und ein Jahr später mit "Zemire und Azor" große Erfolge.

Auf Veranlassung Carl Maria von Webers kam Spohr Ende 1821 nach Kassel und trat im Januar 1822 sein neues Amt als Hofkapellmeister an. Der viel gereiste Spohr kaufte 1823 ein Haus vor dem Kölnischen Tor, der heutigen Spohrstraße. Dort lebte er bis zu seinem Tod. Der Hofkapellmeister liebte sein Zuhause: "Das Haus hat zwei Stockwerke und ist gerade geräumig genug, um uns bequem zu fassen. Der Garten mit herrlichen Obstbäumen, Lauben, einem Gewächshaus usw. liegt halb vor dem Hause, und diese Hälfte besteht nur aus Lustpartien, und, halb hinter dem Hause, einem Gemüsegarten." 1892 wurde es abgerissen. Louis Spohr war 50 Jahre alt, als seine Frau starb. Im Kasseler Cäcilienverein, einem Konzertchor, lernte er die 20 Jahre jüngere Marianne Pfeiffer kennen und heiratete sie 1836.

Spohr empfing in seiner Wohnung viele Kollegen und gab Unterricht an begabte Schüler. Am heutigen Brüder-Grimm-Platz gab er im zweiten Obergeschoss des nördlichen Torgebäudes, das einst zur Arnold'schen Tapetenfabrik gehört hatte und von 1814 bis 1822 Wohnung der Brüder Grimm war, viele Kammermusikabende. Louis Spohr galt als umfassend gebildeter Mann, der sich auch sozial engagierte. Als Hofkapellmeister, später als Generalmusikdirektor, prägte er 35 Jahre lang das kulturelle Geschehen in der Stadt. Am 22. Oktober 1859 starb Louis Spohr im Alter von 75 Jahren in Kassel. Louis Spohr, erst Hofkapellmeister, später Generalmusikdirektor, wurde am 4. Februar 1847 zum Kasseler Ehrenbürger ernannt.

Kassel hält die Erinnerung an seinen großen Sohn aufrecht. So trägt die Musikakdemie der Stadt Kassel seinen Namen, und auch das Spohr Museum widmet sich Leben und Werk der großen Musikerpersönlichkeit.
 
Ein Kooperationprojekt von Stadt Kassel und HNA
Text: Ralph-Michael Krum / HNA