Kassel, documenta Stadt und nach einer Erhebung von 2020 die zweitgrünste Stadt Deutschlands (Statista Research Department), hat viel zu bieten: Die zahlreichen Museen, das kulturelle Angebot, die Uni und nicht zuletzt die vielen Parks und Gärten bilden die Grundlage für eine insgesamt hohe Lebensqualität. Allerdings ist der Anteil von Freizeit- und Erholungsräumen im Grünen, mit Bäumbeständen oder am Wasser nicht überall gleich. Im Gegenteil: Die Unterschiede zwischen den Stadtteilen und Quartieren sind groß. Vor diesem Hintergrund strebt die Stadt Kassel eine bessere und gerechtere Verteilung von und zu Umweltressourcen an. Umwelt und Soziales sind dafür stärker gemeinsam zu denken. Belastungen sollen abgebaut werden, um gesunde Lebensbedingungen in der Stadt zu fördern. Und im Sinne einer aktiven Gesundheitsvorsorge geht es um Möglichkeiten der Menschen, nah an ihrem Zuhause eine gute Umwelt erleben, nutzen und mitgestalten zu können.
Pilotprojekt für Kommunen
2016 bis 2018 nahm Kassel zusammen mit München und Marburg teil an dem Pilotprojekt „Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit". Ziel dabei war es herauszufinden, wie Umweltbelastungen und -ressourcen in den beteiligten Städten verteilt sind. Dazu wurden verschiedene Indikatoren zum Thema Gesundheit, Umwelt und soziale Lage analysiert und verglichen. Initiator des Projekts war das Umweltbundesamt. Wissenschaftliche Unterstützung kam vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu).
"Umwelt und Soziales stärker gemeinsam denken."
Erhebliche Belastungen in Kassel sind demzufolge Lärm und Luftverschmutzung, die durch die großen Verkehrsadern der "autogerechten Stadt" verursacht werden. Auch von Überwärmung, die durch den Klimawandel zunehmen dürfte, gehen negative Auswirkungen aus.
Dem stehen aber auf der anderen Seite wichtige Ressourcen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen gegenüber: Dies sind die zahlreichen Grünflächen in und am Rand der Stadt. Sie bilden Oasen zur Erholung und haben einen positiven Einfluss auf das Kleinklima. Wenn die Menschen dorthin zu Fuß gehen können, dann entfaltet diese Ressource ihre volle Wirkung. Bei diesem Aspekt zeigt sich, wie unterschiedlich die Chancen auf ein gesundes Lebensumfeld für die Bewohnerinnen und Bewohner in den verschiedenen Teilen der Stadt sind. Hieraus ergibt sich Handlungsbedarf für die Stadt. Untersuchungsgegenstand war daher auch, inwiefern Planungen und Konzepte einen Beitrag zu Umweltgerechtigkeit leisten können. Die Ergebnisse sind im Bericht aufgeführt, den zahlreiche (Fach-)Publikationen veröffentlicht und damit einer entsprechenden (Fach-)Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Vorgesehen ist nun, unter intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Handlungskonzepte auf Quartiersebene zu entwickeln. Das Projekt Smart Kassel eröffnet dabei die Chance auf zusätzliche innovative Tools und Prozesse.
Weitere Informationen
- 2022 - Masterarbeit im Studiengang Urbanes Baum-und Waldmanagement (barrierefrei)PDF-Datei1,9 MB
- 2022 - Umweltgerechtigkeit in Deutschland: Praxisbeispiele und strategische Perspektiven (barrierefrei)PDF-Datei1,7 MB
- Zwischenbericht der Stadt Kassel: „Umweltgerechtigkeit. Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit – Pilotprojekt in deutschen Kommunen“. Forschungs-Praxis-Projekt. Zwischenbericht.PDF-Datei7,9 MB
- Abschlussbericht des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) zum Pilotprojekt: Umwelt & Gesundheit 02/2019: „Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit – Pilotprojekt in deutschen Kommunen“ (Öffnet in einem neuen Tab)
- „Umweltgerechtigkeit in Kommunen realisieren: Welche Wege gibt es?“ In: difu Berichte 02/2019 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Buchbeitrag (2020): „Ämterübergreifende Zusammenarbeit in Kassel“ in Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das Konzept Health in All Policies und seine Umsetzung in Deutschland (Böhm K., Bräunling S., Geene R., Köckler H.). (Öffnet in einem neuen Tab)
- Toolbox Umweltgerechtigkeit (Öffnet in einem neuen Tab)